Saatgut nicht gleich Saatgut?
Immer mehr Gärtner*innen setzen auf Bio-Qualität beim Kauf von Saatgut, um gesündere Pflanzen zu erhalten, aber auch, um der Umwelt etwas Gutes zu tun. Doch worin liegt der Unterschied zwischen Bio-Saatgut und konventionellem Saatgut? Außerdem haben wir mit Kathrin Reckling-Freitag gesprochen, die Mitinitiatorin der “Mobilen Saatgutbibliothek” ist.
Kurze Fragen an Kathrin Reckling-Freitag
Kathrin Reckling-Freitag ist Mitinitiatorin der mobilen Saatgutbibliotheken. In Mölln hatten wir die Chance, einige Fragen an sie zu stellen.
Was heißt „Bio“ eigentlich genau?
Bio-Saatgut ist als “bio” anerkannt, wenn es ökologisch vermehrt wurde. Die Bezeichnung wird jedoch oft aus Marketinggründen verwendet, und Hersteller dürfen trotzdem chemische Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger verwenden, da dies gesetzlich nicht eingeschränkt ist.
Keine Hybridsorten
Bio-Saatgut ist eine gute Wahl, wenn man auf Hybridsorten verzichten möchte. Hybridsorten sind Pflanzensorten, die aus einer Kreuzung verschiedener Rassen entstanden sind. Hybridsorten mit dem Namenszusatz “F1” dürfen nicht als Bio-Saatgut verkauft werden. Das gilt auch für Sorten, die durch biotechnologische Verfahren erzeugt wurden, beispielsweise durch eine Vervielfachung des Chromosomensatzes. Bio-Saatgut darf auch nicht mit sogenannten Fungiziden und anderen chemischen Präparaten behandelt werden.
Unterschiede in der Züchtung
Bio-Saatgut wird nach traditionellen Methoden gewonnen, indem die besten Pflanzen ausgewählt werden. Im Gegensatz dazu basiert die Züchtung von F1-Hybriden auf genetischen Kreuzungen. Bei F1-Hybriden handelt es sich um Pflanzen, die aus der Kreuzung zweier Inzuchtlinien entstehen. Die Gene der Elternarten werden in jeder F1-Generation miteinander kombiniert, was zu einer Mischung von Eigenschaften führt. Allerdings ist das Saatgut von F1-Hybriden schlechter weiterverwendbar, da die daraus wachsenden Pflanzen nicht über die gewünschten Eigenschaften verfügen. Wenn Sie also auf der Suche nach Saatgut sind, das sich leicht vermehren lässt und stabile Eigenschaften aufweist, ist Bio-Saatgut eine gute Wahl.
Gute Gründe für Bio-Saatgut
Für die Verwendung von Bio-Saatgut, das tatsächlich aus ökologischer Landwirtschaft stammt, gibt es mehrere gute Gründe. Es trägt zum Erhalt der Pflanzenvielfalt bei, da viele Erzeuger von solchem Saatgut auf alte, fast schon vergessene Sorten achten. Bei den F1-Hybriden ist die Auswahl an Sorten nur begrenzt, da immer weniger Sorten gezüchtet werden und das Hybrid-Saatgut nicht weitergezüchtet werden kann.
Da bei der Gewinnung von Bio-Saatgut aus ökologischer Landwirtschaft auf künstliche Dünger und chemische Mittel verzichtet wird, entwickeln die Pflanzen ihre natürlichen Abwehrkräfte. Das macht die Pflanzen kräftiger und robuster.
Ein weiterer Vorteil ist die Samenfestigkeit der Pflanzen. Wenn man Bio-Saatgut verwendet kann man aus den Pflanzen immer wieder neue Samen gewinnen, die dieselben Eigenschaften haben.
Quellen
- Bio-Saatgut und konventionelles Saatgut: Was sind die Unterschiede? – Samenhaus Gartenblog
- Saatgut aus biologischen Anbau und Konventionelles: Unterschiede? (haus-garten-test.de)
- Interview und Webseiten der Saatgutbibliotheken