Interview mit Konrad Adenauer, Enkel des ehemaligen Bundeskanzlers
Der gleichnamige Enkel des ehemaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer im Interview: Für unsere Recherche über Konrad Adenauers Umweltpolitik haben wir viele Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen kontaktiert, die uns geholfen haben, doch am aufregendsten war das Gespräch mit dessen Enkel. Das Gespräch war ausgesprochen nett und wir sind ihm wirklich unglaublich dankbar, dass er so wertschätzend war und sich so viel Zeit für uns, auch im Nachgang, genommen hat. Er heißt „Konrad Adenauer“, ist Vorstandsvorsitzender des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins und hat streitbare Positionen zum Klimaschutz in einem Boulevard-Magazin vertreten. Im Interview erklärt er, dass „Thunberg“ einerseits eine Riesenshow sei, mit der Geld verdient wird, und er andererseits nichts gegen Umweltschutz habe. Außerdem berichtet er viel von umweltpolitischen Gedanken seines Großvaters.
Die ersten zwei Fragen und Teile der darauffolgenden Antworten wurden nicht aufgezeichnet und sind nachträglich von der Redaktion rekonstruiert worden. Aufgrund von Übertragungsproblemen haben wir uns nicht sonderlich gut verstanden. Das Interview wurde in dieser Form von Herrn Adenauer genehmigt und einzeln durchgegangen. Es wurde insgesamt sehr wenig geändert.
Umwelt-Magazin: Haben Sie Ihren Großvater Konrad Adenauer noch persönlich kennengelernt?
Konrad Adenauer: Ja, ich habe ihn persönlich kennengelernt. Mehr als zwanzig Jahre hatten wir ein wirklich sehr enges Verhältnis. Dann ist er leider verstorben.
„Nachhaltigkeit ist ein Wort, das ich nicht für gut halte“
Umwelt-Magazin: Wie sehr spielt er heutzutage eine Rolle in der Familie Adenauer?
Konrad Adenauer: Mein Großvater spielt natürlich immer noch eine sehr bedeutende Rolle in unserer Familie. Wir engagieren uns alle bei politischen Institutionen und sind auch sehr gut vernetzt. Einige sind in der Konrad-Adenauer-Stiftung, die von verschiedenen Bundesministerien unterstützt wird und weltweit tätig ist. Ich bin bei der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus in Rhöndorf tätig. Das ist eine Stiftung nach Bundesrecht, die überparteilich ist. Sie pflegt das Haus in Rhöndorf, gibt Bücher heraus, führt Veranstaltungen durch wie Tagungen und so weiter. In allen drei Gremien der Stiftung ist die Familie vertreten. Ich bin im Vorstand seit über 33 Jahren, ein Schwager von mir ist im wissenschaftlichen Beirat und unser erster Sohn ist im Kuratorium tätig – und auch noch andere Verwandte. Im Kuratorium von zehn Personen sind vier aus der Familie. Das heißt, wir haben da sehr viel mit zu tun.
Umwelt-Magazin: Wissen Sie, wie sehr Nachhaltigkeit bei Ihrem Großvater Gesprächsthema war? Wenn wir über Nachhaltigkeit reden, meinen wir die ökologische Nachhaltigkeit.
Nachhaltigkeit ist ein Wort, das es damals noch gar nicht gab – und ein Wort, das ich auch eigentlich gar nicht für gut halte. Es ist eine Erfindung aus den letzten Jahrzehnten. Sie kennen das Verb „nachhalten“. Das kommt in Kartenspielen vor. Man muss sich merken, welche Karten schon gefallen sind. Das ist das übliche Nachhalten. Also man „denkt“ über das „nach“, was schon passiert ist. Man „hält“ es nach. Dann gab es den Begriff auch im 18. Jahrhundert in der Forstwirtschaft. Da ging es darum, dass man „nachhielt“, wie viele Bäume man gefällt hat, um zu wissen, wie viel man neu pflanzen muss in gewissen Abständen. Das war nachhaltig. Das Wort hat dann seinen Inhalt verloren. Es geht heute eher um Umweltschützen und Umwelterhaltung. Nachhaltigkeit ist ein Größenbegriff, eine Eigenschaft wie groß und klein und schnell und langsam und intensiv und extensiv. Das hat damals keine Rolle gespielt.
[Anmerkung der Redaktion: Viele Wörterbücher schreiben auch, dass „nachhalten“ für „längere Zeit andauern“ steht und dass „nach“ im zeitlichen Sinne als „in der Zukunft“ zu verstehen ist.]
Umwelt-Magazin: Sie haben im Jahr 2019 in der Boulevardzeitung „Express“ einen Gastbeitrag geschrieben. Hätten Sie den aus heutiger Sicht anders geschrieben? Würden Sie Stellen verändern?
„Zur Zeit kann man dem Klimawahnsinn kaum entgehen. […] Das Kohlendioxid (CO₂) beträgt 0,038% unserer Atmosphäre und ist daher zu vernachlässigen. Von diesem Kohlendioxid produziert die Natur selbst 96%. […] Darüber hinaus ist gar nicht einmal sicher, ob das Kohlendioxid wirklich unser Klima verändert.“~ Konrad Adenauer bei „Express“
Konrad Adenauer: Bei „Express“ habe ich mehrfach Beiträge geschrieben. Da weiß ich nicht, um welchen es geht. Das müssten Sie mir später noch sagen, dann kann ich dazu Stellung nehmen.
Umwelt-Magazin: Soll ich sagen?
Konrad Adenauer: Ja, wenn Sie das gerade haben, können Sie mir es sagen.
Umwelt-Magazin: Okay, ich habe es gleich… „‘Klima-Wahnsinn‘ – Kölner Konrad Adenauer wettert gegen Greta Thunberg„.
Thunberg ist irrelevant: “ Sachen, von denen Sie noch nie gehört haben, werde ich kennen.“
Konrad Adenauer: Ja, Thunberg… Also die Überschrift macht ja nicht der Interviewte. Das macht der Interviewer immer hinterher. Die habe ich nicht gemacht. Ich fand nur: Thunberg ist für mich irrelevant, verstehen Sie? Diese Frau hat nichts Neues verkündet. Das Ganze ist nur ein Über-Hype. Das ganze Klima ist doch schon seit vielen Jahren bei uns Thema, schon vor Thunberg. Wir hatten den ersten Umweltminister schon im vorigen Jahrhundert, verstehen Sie? Ich fand das maßlos übertrieben, die Schüler von der Arbeit abzuhalten, anstatt was zu lernen und auf die Straße zu gehen. Da ist nichts Neues gesagt worden, es ist nur Wirbel gemacht worden. Insofern halte ich davon gar nichts, das bleibt dabei.
Umwelt-Magazin: Aber daraufhin sind bestimmte Sachen in Gang gekommen im Bereich Klimaschutz. Es ist ja (…)
Konrad Adenauer: Weiß ich nicht, das ist alles schon früher gedacht worden. Sie sind [Anm. d. Red.: unter 18] Jahre alt, ich bin fast 80. Ich habe schon sehr viel in meinem Leben mitbekommen. Ich kenne die Entwicklungen alle: Sachen, von denen Sie noch nie gehört haben, werde ich kennen.
Umwelt-Magazin: Ja, (…)
Konrad Adenauer: Das sieht so aus, als wäre es noch nicht in Gang gekommen. Das war alles vorher schon in Gang. Ich bin für Umweltschutz und so weiter, aber ich bin kein Thunberg-Anhänger. Das ist alles vorgeschoben. Das ist eine Show, eine Riesenshow, mit der Geld verdient wird (…)
Umwelt-Magazin: Wie wird Geld verdient? (…)
Konrad Adenauer: Ich bleibe bei meiner Ablehnung. Wir machen weiter.
„Erneuerbar“ ist ein falsches Wort
Das Interview bezieht sich auf die Recherche zu Konrad Adenauers Umweltpolitik.
Umwelt-Magazin: Hat der Großvater über Vormodelle von erneuerbaren Energien nachgedacht?
Konrad Adenauer: Eigentlich kaum, wüsste ich nicht, denn das Wort „Erneuerbar“ ist auch völlig falsch. Ich sage Ihnen das ganz klar. Das Einzige, was jeden Tag neu kommt, ist die Sonnenenergie. Alles andere ist alt. Kann auch nicht erneuert werden. Die Energie, die verbraucht ist, ist weg. Verstehen Sie? Ist weg.
Umwelt-Magazin: Aber sie ist nicht (…)
Konrad Adenauer: Man muss andere Begriffe dafür finden. Energie, die von der Sonne neu kommt – Das ist damit gemeint, verstehen Sie? So, die Sonne macht alles hier bei uns, ist viel mächtiger als wir. Wie gesagt, Vormodelle gab es nicht, weil auch gar kein Bedarf dafür da war. In der Zeit meines Großvaters bestand die Herrschaft der Kohle. Dann kamen sehr, sehr, sehr viel später – nach dem Zweiten Weltkrieg – Öl, Benzin und danach auch noch sehr viel moderneres Gas hinzu. Es hieß damals immer, das sei unendlich, das reiche für Millionen Jahre. Ich weiß es nicht. Mein Vater war Vorstand der Rheinischen Braunkohlenwerke im Westen von Köln und ich kenne die großen Braunkohlewerke, die jetzt alle zum Erliegen kommen werden.
Was mich immer als jungen Menschen gestört hat lassen, ist, dass ich dachte: Irgendwann gehen alle Vorräte mal zu Ende. Und darum war ich immer schon jemand, der dachte, wir müssen die Vorräte, die wir haben, schonen. Das gilt auch heute für Kohle, Gas und Öl. Man weiß ja nicht, wofür wir sie noch ansonsten brauchen können.
Umwelt-Magazin: Also erneuerbar, würde ich jetzt sagen, ist ein Begriff, der dafür steht, dass die Energie unerschöpflich ist.
Konrad Adenauer: Aber das kommt ja aus dem Englischen. Das ist wieder nachgefasst aus dem Englischen. Das eine ist „sustainable“, das andere ist „renewable“. Das gibt es nicht. Man kann Energie nicht erneuern. Das gibt es nicht.
Umwelt-Magazin: Und meinetwegen ist es auch (…)
Konrad Adenauer: Man kann sie nachbeziehen. Nachbeziehen.
Umwelt-Magazin: Ja
Konrad Adenauer: Das Wort „erneuern“ ist völlig falsch. Verstehen Sie?
Umwelt-Magazin: Ja, meinetwegen „nachbeziehen“. Aber (…)
„Das Höchste an Erfindung, was es gibt, ist Atomkraft.“
Konrad Adenauer: Die erneuerbare Energie wirkt im Moment, dann ist sie weg. Die kann ich nicht erneuern. Ich kann über andere Energiequellen nachdenken. Das kann ich tun. Aber man kann die nicht erneuern. Das Wort ist völlig falsch im Gebrauch (…)
Umwelt-Magazin: Dann machen wir es konkreter (…)
Konrad Adenauer: Solche Modesachen mache ich nicht mit, verstehen Sie? Das sind für mich Quatschbegriffe. Die sollen sagen (lacht)… So ein nachwachsendes Holz wächst nach, sehr langsam natürlich, das ist eine nachwachsende Energie, aber sie kommt von der Sonne her. Was heute scheint, wird morgen zu Holz.
Umwelt-Magazin: Ja, ich verstehe vollkommen, was Sie meinen, aber da diese Art von Energie ja recht bekannt unter diesem Begriff ist, hatte ich es jetzt so genannt. Also sagen wir es so: Wasserstoff oder (…)
Konrad Adenauer: Ja ich will es Ihnen ja auch gar nicht vorwerfen. Das ist heute die Mode. Aber wie gesagt, man brauchte sich damals nichts Neues vorzustellen. Das war keine Frage damals. Das sind Fragen, die sind später aufgekommen.
Umwelt-Magazin: Bei Atomkraft zum Beispiel, war man sich der möglichen Konsequenzen, ob jetzt schlimm oder gut, damals bewusst?
Konrad Adenauer: Die Atomkraft war gerade im Entstehen. Das hat ja auch nach dem Krieg erst angefangen – außer der Atombombe vorher – und man war damals dafür. Ich habe übrigens als Schüler in Ihrem Alter das erste deutsche Atomkraftwerk in Kahl am Main besucht. Dann habe ich in der Klasse berichtet, im Physikunterricht. Ich habe Interesse dafür gehabt und halte Atomkraft weiterhin für gut, um das ganz klar zu sagen – ohne Wenn und Aber. Alle Welt macht das, nur wir dummen Deutschen nicht; weil wir befangen sind.
Umwelt-Magazin: Ok (…)
Konrad Adenauer: Also brauchen wir nicht darüber zu sprechen. Atom ist gut. Das Höchste an Erfindung, was es gibt, ist Atomkraft. Wenn wir aus der Materie selbst die Kraft rausholen, verstehen Sie? Die Kraft, die in Atomen steckt, die holen wir raus. Das ist viel besser als Kohle holen oder Gas oder Öl. Das ist für mich ganz klar und wir waren für Atomkraft, für deren friedliche Nutzung. Natürlich waren wir das.
„Quält es die Natur, kann man es eben nicht machen.“
Umwelt-Magazin: Ja, okay – Ich habe ein Zitat von Adenauer herausgesucht. „Lassen Sie mich noch zwei Sachen hinzufügen, die ich Ihnen ans Herz legen möchte: Die Sorge für gutes Wasser und für frische Luft. Das sind Dinge, die sind genauso wichtig wie das richtige Bauen und das gute Wohnen. Was hilft es Ihnen, wenn Sie in guten Wohnungen leben, atmen aber täglich eine verseuchte Luft ein?! Sie müssen mit aller Entschiedenheit von den Machtmitteln, die Sie als Gemeindevertreter haben, auch gegenüber wirtschaftlichen Unternehmen Gebrauch machen, die das Wasser und die Luft verderben. Ich bin sehr dafür, dass wir wirtschaftlich aufsteigen, aber nicht auf Kosten der Menschen. Die Gesundheit der Menschen steht an erster Stelle – und nicht der Profit.“
[Wir sprechen darüber, dass wir uns beide recht schwer verstehen können.]
Konrad Adenauer: Das Zitat kannte ich bisher nicht.
Umwelt-Magazin: Was denken Sie: Weshalb hat er das gesagt?
Konrad Adenauer: Er hat gemerkt, dass in den 40 Jahren, die seit seinem Einsatz für den Kölner Grüngürtel vergangen waren, die Luftverhältnisse noch schlechter geworden waren und auch die Gewässer gelitten hatten; Es tat ihm für die Menschen Leid. Er war sicherlich für die Reinheit der Natur, die Reinheit der Gewässer genauso wie die der Landschaft als solche. Das ist völlig klar – bin ich auch. Man hat damals schon erkannt, dass man im Rhein nicht mehr schwimmen konnte und dass die Fische da oft starben, weil die Chemie ihre Abwässer verunreinigt hat. Die Reinhaltung der Gewässer fing ja damals an. Das Zitat ist völlig richtig, das sehe ich genauso. Und mein Großvater war nicht, was viele meinen, der böse Kapitalist und sowas alles. Er war sehr gerecht, in der Mitte. Er war ein Anwalt des kleinen Mannes. Er hat auch damals von dem „verdammten Geschäft“ geredet. Er war nicht jemand, der für jedes Geschäft zu haben war. Das Geschäft stört die Politik häufig. Man kann nicht mit allem Geschäft treiben. Quält es die Natur, kann man es eben nicht machen, nicht wahr?
Umwelt-Magazin: Wir haben auch mit einem Kölner Stadtarchivar geschrieben und uns wurde Ähnliches erzählt. Ich denke mal, dass der Großteil der Deutschen diese Seite von ihm nicht unbedingt erwartet hätte.
Konrad Adenauer: Richtig, das kann gut sein. Da haben wir es nicht so herausragend wie bei anderen Bereichen, bei Außenpolitik zum Beispiel, sodass man ihn nicht so damit verbindet.
Adenauer war Artenschutz wichtig
Umwelt-Magazin: Und war Adenauer Artenschutz wichtig?
Konrad Adenauer: Ja, sicher! Ich kann jetzt kein Zitat von ihm bringen, aber das ist bei ihm gar nicht anders denkbar. Da kommen wir aber nachher nochmal bei anderen Fragen darauf zu sprechen. Ich meine: Der Naturschutz im Allgemeinen, der war Adenauer sicherlich wichtig. Er war schon seit Jugend ein Mitglied und Bezieher der Zeitschrift Kosmos. Das war die Zeitschrift für Naturfreunde. Da ging es um Pflanzen, Pilze, Tiere und so weiter: Von Natur bis zur Astronomie hin. Er war sehr an Themen wie diesen interessiert und auch sehr für die Erhaltung vor allem des Grünen, des Waldes und des Gartens. Er war ein Gartenfreund, da war ihm Artenschutz wichtig. Damals brachte er sich dafür nicht ein, Artenvielfalt war Allgemeingut. Damals war nie einer gegen Artenschutz, verstehen Sie. Man hat heute ganz andere Mittel, festzustellen, welche Arten aussterben. Damals gab es noch nicht diese wandernden Pflanzen und Tiere, diese Neophyten und so weiter, diese Zuwanderer, die hier andere Kulturen zerstören. Das wusste und kannte man damals nicht.
Die Natur bekämpft immer auch die Natur selber, das ist Entwicklung gewesen. Wir haben ja nicht mehr alle Tiere, die wir früher hatten, haben auch keine Saurier mehr, verstehen Sie? Das ist gar nicht zu verhindern. Die Natur ist eben lebendig und nicht statisch. Nur: Was wir tun sollten – das ist meine Meinung – ist, dass nicht unnötig durch unser Wirken, Tiere aussterben. Was die Natur selber mit ihren Tieren macht, das müssen wir ihr überlassen.
In einem kleinen Haus mit drei Fenstern in der Innenstadt von Köln ist mein Großvater groß geworden. Da gab es vielleicht ein bisschen Erde im Hintergrund, in der er auch schon Stiefmütterchen gezüchtet hat. Er hat immer vom Garten geträumt. Er hat sich auch Blumenkataloge bestellt – in Holland für Tulpen und alles Mögliche andere. Er war immer schon jemand, der einen Garten haben wollte. Und dann hat er erkannt, dass gerade in der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg immer größere Siedlungen entstanden sind, dass alles sehr verstädtert wurde und dass die Menschen sich stark vermehrten, dass sie keinen Kontakt mehr zum Erdboden und zum Grünen hatten. Und darum hat er nach dem Ersten Weltkrieg die Idee bekommen, diese Grüngürtel in Köln anzulegen, auf ehemaligem Festungsgelände beziehungsweise im Vorfeld des Festungsgeländes. [Anm. d. Red.: Mit „Festungsgelände“ ist vor allem die ehemalige Stadtmauer Kölns gemeint, die abgerissen wurde, und ihr Vorgelände. Auf diesem Gebiet wurde ein großer Teil des Grüngürtels von Köln angelegt.] Adenauer hat tüchtige Helfer gehabt, aber die Idee und die Durchsetzung kamen von ihm. Er hat gesagt, dass das eine Lebensfrage Kölns sei. Wer sich an dem Grüngürtel vergreifen sollte, dem hat er gedroht. Also musste das Grün erhalten werden. Er wollte, dass sich die Leute im Grüngürtel aufhalten können – nicht in abgegrenzten Vierecken, sondern so, dass sie da feiern, Sport treiben, sich aufhalten können, mit Kindern, mit Hunden, mit Spielen und dergleichen. Es sollten sich auch Clubs ansiedeln, Sportfeiern sollten dort möglich sein. Und Adenauer hat vor allen Dingen gesagt, der Mensch muss den Kontakt – ich sag mal – zum dampfenden Erdboden haben. Er darf die Bodenhaftung nicht verlieren. Das war für ihn wichtig. Und das ist dann ja auch viel gemacht und gepriesen worden – bis heute. Ich kämpfe selber an vielen Stellen für die Erhaltung des Grüns. Es gibt Vereine wie den 1. FC Köln, der immer wieder daran nagen und neue Betonbauten daraufsetzen will, Kunstrasen und so weiter und so weiter. Adenauer war dafür, dass die ganze Bevölkerung alles Grün nutzen kann. Das war ihm wichtig. Das hat er auch durchgesetzt. So etwas ist dann in dem Maße in Köln nicht wieder passiert. Ich versuche weiterzuhelfen, dass die Enden der beiden Grüngürtel verlängert werden und auch ein dritter Gürtel angelegt wird. Es war vieles damals noch geplant, was dann nachher durch das Dritte Reich und den Krieg dann nicht mehr durchgeführt worden ist. Aber diesen Mut, so großflächig vorzugehen, einen richtig großen Park anzulegen, den hat Köln nachher nie mehr gehabt. Man kümmert sich, soweit es geht, um den Bestand. Ich habe viele Vorstellungen gehabt, wo man in Köln weitere Bereiche mit Grün hätte bestücken können.
„Ich denke, es wäre nach wie vor CDU.“
Umwelt-Magazin: Unter Adenauer als Oberbürgermeister wurde die Abfallwirtschaft ja maßgeblich vorangebracht.
Konrad Adenauer: Da denken Sie an die Müllverbrennungsanlage?
Umwelt-Magazin: Genau. Das war ja damals ein ganz neues System. Köln, so wurde uns erzählt, war eine der ersten Städte überhaupt, die überhaupt ein funktionierendes Müllsystem hatte und dann auch irgendwann eine Müllabfuhr.
Konrad Adenauer: Das ist richtig, das war so. Wie man heute das sieht, weiß ich jetzt nicht genau. Ich bin da kein Fachmann. Ich war fünf Jahre im Rat der Stadt Köln in den 90er Jahren. Da ging es auch um die damalige neue Müllverbrennung in Köln, die von den Grünen bekämpft wurde. Ich weiß nicht mehr genau, was sie dem System vorwarfen. Es lag wohl daran, dass die Verbrennungsanlage zu groß dimensioniert war und man Müll irgendwo kaufen musste, um sie wirtschaftlich zu betreiben. Wie das heute funktioniert – wirtschaftlich oder auch ökologisch -, weiß ich nicht genau. Aber die Idee war damals schon gekommen, da haben Sie völlig Recht.
Umwelt-Magazin: In welcher Partei wäre Adenauer umweltpolitisch heutzutage?
Konrad Adenauer: Ich denke, es wäre nach wie vor CDU. Der erste Umweltbeflissene in Deutschland war Herbert Gruhl. Der war in der CDU. Die Ideen waren schon früher da. Das Thema ist eigentlich ein urkonservatives Thema. Man darf nur nicht politisch rückwärts denken. Die CDU heute hat mit der damaligen CDU natürlich etwas zu tun, hat sich aber geändert: Sie hat manche Prinzipien aufgegeben, die sie früher hatte. Sie hat Teile ihres Kerns aufgegeben oder, wie soll man sagen, sich von bestimmten Markenzeichen verabschiedet. Man ist sich immer weiter anderen Parteien ähnlich geworden.
Die CDU und ihre Prinzipien
Umwelt-Magazin: Wo zum Beispiel? In welchem Bereich?
Konrad Adenauer: Ja, ich denke, die Marktwirtschaft geht noch einigermaßen, aber die Werte sind heute viel weniger vorhanden als früher. Die christlichen Werte des Menschen kommen kaum noch vor – auch nicht in der Praxis der Parteimitglieder.
Umwelt-Magazin: Also zum Beispiel?
Konrad Adenauer: Scheidung, zweimal heiraten, aber auch Ethikfragen, zum Beispiel was die menschliche Fortpflanzung angeht. Früher hat man viele Dinge enger gesehen, man hat sie aber auch besser gesehen. Manche hat man fallen gelassen.
Es fehlt heute ein Vorbild. Jemand, den ich beispielhaft finde, wo ist der? Adenauer konnte als Beispiel gelten. Er lebte so, wie er sprach. Er war glaubwürdig. Und das haben die Leute auch gemerkt. Sie haben ihm vertraut – denke ich mir. Er war für sie ein Vater, der es richtig macht, dem man vertrauen konnte und der sie nicht belog oder irgendwie betrog – so, wie man sich eine Familie vorstellte. Davon ist viel verloren gegangen heute. Wir haben den Kommerz überall und auch wieder vorgeschobene Dinge, was zum Beispiel den Umweltschutz angeht. Das ist ja nur ein Teil unseres Lebens. Klima ist ein Begleitzustand. Wir leben nicht vom Klima, sondern mit ihm. Wir müssen also erkennen, dass neben ihm auch andere Werte und Umstände für unsere Zukunft wichtig sind. Ohne Arbeit und Einkommen können wir keinen Umweltschutz betreiben, da wird der Umweltschutz nur ausgebeutet nachher.
Umwelt-Magazin: Klar, aber (…)
Konrad Adenauer: Ökonomie und Ökologie müssen in einem Gleichgewicht stehen.
Umwelt-Magazin: Stellt sich die Frage, ob Klimaschutz in die anderen Bereiche einspielt oder nicht.
Konrad Adenauer: Ja, das soll schon einspielen, aber es darf nicht alleiniger Maßstab sein, verstehen Sie?
Umwelt-Magazin: Alleiniger Maßstab nicht – auf jeden Fall nicht (…)
Konrad Adenauer: Wir haben viele Prinzipien, denen wir folgen müssen. Jedermann muss sich ernähren. Ich muss mich auch noch ernähren, verstehen Sie? Und wenn Sie reinen Naturschutz und reinen Umweltschutz betreiben wollen, dann dürften Sie gar nicht mehr arbeiten und sich gar nicht mehr bewegen. Man muss aber Folgendes sehen: Die Weltbevölkerung hat sich ja in kurzer Zeit verdoppelt. Das heißt, viele Probleme sind dadurch entstanden, dass wir so viele Menschen sind. Ich sage es mal sehr brutal: Das Beste für den Umweltschutz wäre, die Hälfte der Menschen würden da sein. Dann hätten wir Umweltschutz. Man muss rational denken, nicht gefühlsmäßig, nicht wahr? Wir stehen uns ja selber im Wege eigentlich – weil wir zu viele sind. Wir verbrauchen zu viel, zu viel Energie, zu viel Raum, das ist alles zu viel. Und da fängt es eigentlich an. Das kann man noch ganz weit ausführen. Ich will natürlich keinen umbringen, aber wir werden eben mit mehr Menschen zurechtkommen müssen. Das führt eben zu vielen Problemen. Die kann man nicht nur mit Umweltschutz lösen. Die Leute wollen ja ernährt werden und etwas anzuziehen haben. Durch diese Notwendigkeit entstehen heutzutage die Migrationen.
Das Wort „Umwelt (-politik)“
Man hat Umweltpolitik ja namentlich noch nicht betrieben. Das Wort wurde langsam erfunden. Als ich Student war, habe ich beim WDR in den Sommerferien als Kabelhilfe gearbeitet. Das war Mitte der 60er Jahre. Da gab es einen amerikanischen Vortragskünstler, der hieß Tom Lehrer und war ein Rezitator und Sänger. Bei der Aufzeichnung einer seiner Fernsehsendungen habe ich mitgewirkt. Der Titel eines seiner englischsprachigen Lieder hieß „Pollution“. Das bedeutete damals „Umweltverschmutzung“ und war hier völlig neu.
Mein Vater [Anm. d. Red.: Konrad Adenauer, der Sohn des ehemaligen Bundeskanzlers] war 1967 Gründer eines neuen Kölner Rotary Clubs. Sein erster Vortrag handelte von dem Club of Rome. Haben Sie mal was vom Club of Rome gehört? Damals hat er schon über Umweltverschmutzung gesprochen. Das kam damals auf. Das war das Jahr, in dem mein Großvater, der ehemalige Bundeskanzler, gestorben war. Für ihn hatte Klimaschutz beziehungsweise Umweltschutz noch keine Rolle gespielt – wohl aber schon der Gewässerschutz.
Umwelt-Magazin: Ich glaube, man hat früher auf jeden Fall nicht über Klimaschutz geredet, ist ja auch klar, (…)
Konrad Adenauer: Das Wort gab es nicht. Es gab kalte Winter, warme Sommer, das war es. Das hat man also hingenommen, wie es eben war. Es gab immer sehr kalte Winter, es gab auch sehr trockene Sommer, sehr nasse Sommer, das gab es alles auch. Vielleicht sind das heute ein paar Grad mehr.
Bundeskanzler Adenauers Autounfall
Umwelt-Magazin: Konrad Adenauer liebte es, zu rasen und hat vermutlich dabei einen schweren Autounfall erlitten. Hat er daraus Konsequenzen gezogen?
Konrad Adenauer: Mit dem Rasen hat es das Folgende auf sich: Er war ja am Kriegsende schon 70 Jahre alt. Er wollte Kanzler werden. Er ist von Stadt zu Stadt gefahren, um Wahlkampf zu betreiben, von 1945 bis 1949. Dabei hat er es immer eilig gehabt, er musste in seiner Lebenszeit alles noch packen. Er war ein Mann, der keine Freizeit kannte und keine Adiletten, Turnanzüge oder eine andere Sportbekleidung trug. Der war immer im Dienst, mit Hut, Weste und allem Drum und Dran. Er war immer ein Herr und keiner, der am Boden rumkroch; Er hatte immer wichtige Termine vor sich. Für die brauchte er Zeit und musste daher schnell fahren. Es gibt einen schönen Spruch von Adenauer zu seinem Fahrer Schumacher: „Schumacher, jeben Se Jas!“ Also, er musste schnell fahren. Er fuhr selber nie Auto, hatte keinen Führerschein, aber der von Ihnen erwähnte Unfall hatte mit Geschwindigkeit nichts zu tun. Das ist 1917 passiert. Im Ersten Weltkrieg war er noch nicht Oberbürgermeister. Er war erster Beigeordneter und für die Ernährung Kölns zuständig. Sein Fahrer ist mit ihm ist auf der Aachener Straße, also der Ost-West-Achse Kölns, nach links abgebogen und dabei gegen eine entgegenkommende Straßenbahn gefahren. Der Fahrer war müde, es war Mittagszeit, und war offensichtlich eingenickt. Es war also Straßenunfall. Das hatte nichts mit der Geschwindigkeit zu tun. Außerdem konnte man damals gar nicht so schnell fahren, um 1917. Und dann hat er ein halbes Jahr an dem Unfall laboriert, hat fast alle Zähne damals verloren und seitdem nicht mehr gut geschlafen. Das war ein schwerer Unfall. Aber er war sonst ein Freund der Technik. Was den Flugverkehr angeht, hat er sich engagiert. Er hat diese Dinge, diese Entwicklung immer frühzeitig erkannt und auch für seine Zwecke zu nutzen verstanden. Er war insofern immer modern.
Die Stadt Köln
Umwelt-Magazin: Okay, Stichwort „Straßenbahn“: Hat er sich stark in seiner Zeit als Oberbürgermeister um den öffentlichen Nahverkehr bemüht?
Konrad Adenauer: Es war nicht seine Hauptaufgabe, wie das alles funktionierte in Köln. Es gab einen Beigeordneten, der für die Verkehrspolitik zuständig war. Diese Herren waren sehr tüchtige Leute, die im späteren Leben oft noch Chefs von Aktiengesellschaften wurden. Es war so, dass der Austausch zwischen Verwaltung und Wirtschaft sehr viel größer war als heute, ja, und er war flexibler damals. Da war Köln schon gut dran, denke ich mir. Köln ist eine Stadt des Verkehrs gewesen. Wir haben zehn Autobahnen, die auf Köln zuführen. Wir haben als erste Stadt einen Autobahnring erhalten. Von Köln aus führen viele Eisenbahnlinien weg. Jeder zweite Zug in Deutschland berührt entweder Frankfurt oder Köln. [Anm. d. Red.: Wir haben keine Infos dazu gefunden] Köln hat die meisten Berührungspunkte in der Eisenbahn. Nicht Berlin, auch nicht München – und auch nicht Hamburg. Köln ist eine Stadt des Verkehrs. Viele wollen das nicht wahrhaben, aber davon hat Köln gelebt, von der Römerzeit an. Der Rhein war die Verkehrsachse und dazu kamen die Römerstraßen nach Aachen und über Belgien bis nach England hin, die Straßen verliefen auch am Rhein entlang, nach Koblenz, Mainz, umgekehrt weiter nach Neuss im Norden in Richtung Niederlande. Es hat immer den Verkehr gegeben in Köln. Köln musste sich breit aufstellen, bereit für Verkehr und Handel. Der Verkehr brachte den Handel nach Köln. Köln besaß das Stapelrecht. Vom Mittelalter an bis noch nach 1800 mussten alle Schiffe in Köln halt machen und ihre Waren zum Kauf anbieten. Die Kölner hatten quasi ein Vorkaufsrecht auf alle Waren. Und in Köln wurde der Schiffstyp gewechselt. Die Schiffe kamen von Süden bis nach Köln. Diese Schiffe hießen „Oberländer“. In Köln wurde dann auf die „Niederländer“ umgeladen. Also: Köln war eine Stadt des Handels und auch der Träume.
Umwelt-Magazin: Welcher CDU-Politiker oder meinetwegen auch CDU-Bundeskanzler hat Ihrer Meinung nach am meisten nach den Werten von Adenauer Politik geführt?
Konrad Adenauer: Ja, ich denke Kohl, würde ich mal sagen. Da fällt mir als Erster Kohl ein.
Angela Merkels Fehler
Umwelt-Magazin: Und am wenigsten?
Konrad Adenauer: Ja, weiß nicht, die Merkel vielleicht (lacht). Also ich habe jetzt so noch nicht darüber nachgedacht. Also Merkel hat am meisten aufgegeben vom Kern der CDU. Warum, weiß ich nicht. Sie will ihr Buch vorstellen, demnächst, ich will ihre Erinnerungen lesen. Wir waren am Ende von ihr enttäuscht. Sie hat drei große Fehler begangen. Das war die Migrationsgeschichte, die sie ohne Absprache mit den Nachbarländern unternommen hat, Atomausstieg nur wegen der drei Wochen bevorstehenden Wahl in Baden-Württemberg. Und was war noch? Da war eine dritte Sache noch… Dann hat sie nicht früh genug als Bundeskanzlerin aufgehört. Sie hätte nach 14 Jahren aufhören müssen. Ein Fehler war auch, dass sie als Vorsitzende der CDU zurücktrat und nicht gleichzeitig als Bundeskanzlerin. Außerdem war Annegret Kramp-Karrenbauer als Parteivorsitzende nicht geeignet. Sie hätte die beiden Ämter nicht trennen dürfen. Das macht man nicht. Auch Macron hat sich kürzlich geirrt, als er ohne Not eine Neuwahl des französischen Nationalrats anordnete. Das macht man nicht. Das ist dumm. Man muss doch aus der Geschichte lernen. Manchmal kann man es fühlen, mit den Fingern fühlen. Jeder Blinde kann das mit seinem Krückstock fühlen. Macron hat sich mit seiner gespaltenen Regierung selbst Leid zugefügt. Selber Schuld, selbstgemachtes Leid. Es gibt einen alten Spruch: Geh nicht zu Deinem Souverän, wenn du nicht gerufen bist.
Spazierengehen
Ich wollte aber zum Grünen noch was sagen. Mein Großvater war ja Chef im Palais Schaumburg. Das war von einem großen Park umgeben, der geht bis zum Rhein runter. Um den hat er sich sehr gekümmert. Da ist er mittags spazieren gegangen. Als er Urlaub machte in seinen jüngeren Jahren, also in den 20er und 30er Jahren, fuhr er immer in die Schweiz, ins Wallis, auf 2.000 Meter Höhe. Er war Freund der hohen Berge und des Wanderns. Nach dem 2. Weltkrieg war er als Kanzler die ersten Jahre im Schwarzwald, dann auch wieder in der Schweiz und später ganz in Oberitalien an den Seen. Er hat immer die Natur geliebt, ist gerne gewandert und war sehr beweglich. Als er Bundeskanzler war, hat er sehr viele Wahlkämpfe bestreiten müssen. Die hat er immer per Bahn bewältigt. Es gab also einen Wagen der Bahn, den er mieten konnte und den er natürlich auch bezahlen musste. Dieser Waggon ist heute noch im Haus der Geschichte in Bonn zu besichtigen (…)
Umwelt-Magazin: Da war ich!
Konrad Adenauer: Da waren Sie schon, ah ja, gut! Sehr gut! Und dann hatte er mitveranlasst, die Lufthansa zu gründen. Er war schon in den 20er-Jahren im Aufsichtsrat der damaligen Lufthansa. Der Verkehr hat ihn schon immer sehr interessiert. So hat er ja auch die Autobahn Köln-Bonn, die erste deutsche Autobahn schlechthin, mit ins Leben gerufen. Er war bei all diesen Dingen für Fortschritt und Schnelligkeit. Er war in den 20 Jahren auch im Auftrag des RWE, das sagt Ihnen ja was, oder?, und auch von Rheinbraun. Mit Paul Silverberg hat er 1932/33 dafür gekämpft, dass RWE Rheinbraun nicht auffraß, was dann doch geschehen ist.
Adenauers Erfindungen
Es gibt zwei Bücher, die Sie vielleicht interessieren könnten. Ich könnte Ihnen auch diese Buchtitel zumindest einmal mailen. Die handeln von seinen Erfindungen. Er war dafür, dass der Antrieb von Dampf-Lokomotiven verbessert wird. Gut, er war kein Ingenieur, das hat ihm nichts gemacht. Es ging ihm darum, mehr Nutzen aus der Kohle, die verheizt wird, herauszuholen. Dann hat er sich interessiert für die Beseitigung der Staubentwicklung durch den Autoverkehr und für eine Reaktionsdampfmaschine. Er dachte, man könne wie bei einer Rakete mehr Energie aus der Dampfmaschine herausholen. Das Wichtigste auf diesem Gebiet war aber, wie man die Abluft, also die Abgase aus dem Rauch der Kamine, beseitigte. Damals gab es sehr viele von Kaminen beheizte Räume. Er schlug vor, dass man diese Abgase nicht nach oben durch den Schornstein in den Himmel steigen lassen sollte, sondern, dass man sie nach unten zog, also in den Keller absaugte und dann über die Kanalisation aus den Städten heraus, verstehen Sie? Das war seine Idee. Die ist ernsthaft besprochen worden, aber dann hat man gesagt, das ginge schlecht. Wenn die Kanäle voll seien, sei kein Luftraum mehr frei, um die Abgase zu entsorgen, und es gäbe natürlich viele Probleme. Aber die Idee war schon damals da, schädliche Gase von den Bürgern fernzuhalten. Also die Idee hat ihn beschäftigt, aber gut, er war kein Ingenieur und hat auch kein Büro dafür gehabt. Das war damals nicht möglich, umzusetzen.
Umwelt-Magazin: Das ist wirklich richtig interessant. Vielen Dank!
Konrad Adenauer: Ich wollte Ihnen noch ein Kompliment machen. Sie sind ja erst […] Jahre alt. Ich wollte sagen, dass Sie sich schon toll in diese Thematik eingearbeitet haben, sich über das Archiv usw. eingearbeitet haben – Das finde ich schon bemerkenswert, sage ich mal. Das erlebt man nicht häufig, so etwas.
Das freut mich riesig, danke! Lieben Dank auch, dass Sie sich die Zeit genommen haben für das Interview, dass Sie unsere Fragen beantwortet haben. Es hat mich sehr gefreut, mit Ihnen sprechen zu können und so spannende Informationen zu bekommen. Ich finde es immer gut, wenn man respektvoll mit anderen Meinungen umgeht und auch offen für andere Meinungen ist. Ich denke, das haben wir ganz gut geschafft.
Bildquellen
- Titelbild: © KHUG Alexander Wloka
- CDU-Wahlplakat mit Konrad Adenauer: Von CDU – Diese Datei wurde Wikimedia Commons freundlicherweise von der Konrad-Adenauer-Stiftung im Rahmen eines Kooperationsprojektes zur Verfügung gestellt., CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16173763
- Angela Merkel: Von EU2017EE Estonian Presidency – Diese Datei ist ein Ausschnitt aus einer anderen Datei, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63047045
- Waggon im HdG: Von Holger.Ellgaard – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16614798