Die Inselstaaten und die Klimakrise – Nauru
Nauru ist das drittkleinste Land der Welt nach dem Vatikan und Monaco und hat nur etwas mehr als 10.000 Einwohner*innen. Im Vergleich zu den kleineren Ländern ist das nichts Besonderes. Einen entscheidenden Unterschied gibt es trotzdem: Vatikan und Monaco sind reich. Nauru ist ein Inselstaat und droht unbewohnbar zu werden. 40 Prozent der Nauruer*innen halten es für wahrscheinlich, dass sie wegen des Meeresspiegelanstiegs auswandern müssen. Während im Vatikan vor allem aus religiösen Gründen Klimaschutz betrieben wird und in Monaco aus Luxus, wird man wohl in Nauru eher aus Überlebensgründen, sowohl in Bezug auf die Bewohner*innen als auch in Bezug auf das eigene Land, das Klima schützen. Wie schafft das Nauru als ein Staat, der auch noch mit viel Armut zu kämpfen hat?
Klimamaßnahmen in Nauru
Naurus Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt bei etwa 10.138 USD – Deutschlands ist ungefähr fünf Mal so hoch. Viele Klimamaßnahmen, die in anderen Ländern selbstverständlich sind, sind in Nauru wohl relativ utopisch. Mülltrennung zum Beispiel wäre eher der übernächste Schritt, wenn in Nauru der Müll häufig noch einfach irgendwo landet. Deshalb ist in den Klimaschutzpapieren nicht selten von einer notwendigen Unterstützung durch andere Länder oder von einer Überprüfung von weiteren Maßnahmen die Rede. Geprägt war die Recherche für diesen Artikel durch nicht mehr aktuelle Ziele in englischsprachigen PDF-Dateien aus dem Internet. Über die Klimaschutzziele der nauruischen Regierung wird auch kaum von der Presse berichtet – auch nicht, ob sie erreicht wurden oder nicht. Viele Maßnahmen sollten beispielsweise bis im Jahr 2020 umgesetzt worden sein. Ob das auch funktioniert hat oder nicht, lässt sich nicht durch die gängigen Webseiten herausfinden.
Nauru soll im Jahr 2050 klimaneutral sein und hat sich zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens verpflichtet. Um das Jahr 2018 hatte Nauru einen Anteil an erneuerbarer Energie von zwei bis drei Prozent und hat geplant, bis 2020 einen Anteil von 50 Prozent erzielt zu haben. Dieses Ziel wurde später nach hinten verschoben. Vollkommen unrealistisch ist so eine Maßnahme dennoch nicht, denn die Asiatische Entwicklungsbank gibt den Großteil des benötigten Geldes für eine Solaranlage mit 15.360 Solarpaneelen und ein weiteres Solarenergieprojekt. 47 Prozent des Solarstrommixes würde das Projekt ausmachen und 6 Megawatt Strom erzeugen können. Statt 40 US-Dollar würde der Strom nun 30 US-Dollar kosten pro Kilowattstunde und es werden jährlich über 11.0000 Tonnen CO2 eingespart, so die Bank. Um das Jahr 2021 sollte das Projekt fertig sein. Es gibt vereinzelt Meldungen, dass das Projekt schon fortgeschritten ist. In zehn weiteren kleinen Inselstaaten werden von der Entwicklungsbank ähnliche Projekte finanziert.
Mehr über die geförderten Projekte gibt es auf Deutsch hier.
Es gibt viele weitere kleinere Maßnahmen der nauruischen Regierung, die man hier sehen kann – zum Beispiel sind Maßnahmen: Integrierung des Fachs „Klimawandel“ in Grundschulen oder 30 Prozent Energieeinsparung. Eine Maßnahme, die dort nicht steht: 30-prozentige Elektrifizierung der Fahrzeugflotte Naurus
Umgang weiterer Inselstaaten mit der Klimakrise
Wie groß die Not in Nauru und all den anderen kleinen Inselstaaten ist, die es in den Weltmeeren gibt, zeigen folgende Beispiele, die fast anektdotenhaft wirken, aber bitterernst gemeint sind:
Vanuatu: In Vanuatu werden mittlerweile hitzetolerantere Schweine gezüchtet. Es wurden auch solarbetriebene Fruchttrockner und Korallenfarmen eingeführt.
Nauru: Hier die Rede von Nauru bei der COP27:
Kiribati: Die Lehrkräfte der Insel Abaiang wurden über die Gefährdung der Insel fortgebildet.
Viele Inselstaaten haben das Thema „Klimakrise“ in die Lehrpläne aufgenommen.
Tuvalu: Die Hälfte der Tuvaluaner*innen ist schon geflohen. 70 Prozent der derzeit noch dort lebenden Bevölkerung glaubt, dass sie auswandern muss. Der Staat führt mittlerweile ein digitales Archiv, um die Kultur Tuvalus festhalten zu können und als niedrigst gelegener Staat kam er durch aufsehenerregende Aktionen immer wieder in die Schlagzeilen:
Für die COP26 wurde folgende Rede von Simon Kofe im knietiefen Wasser aufgenommen:
Für die COP27 wurde Tuvalu als erster digitaler Staat vorgestellt:
„Wenn Ihr Tuvalu rettet, rettet ihr die Welt.“ ~ Taukelina Finikaso, Außenminister Tuvalu (2015) in der TAZ
Quellen:
Klimawandel in der pazifischen Inselregion – giz.de
Nauru BIP pro Kopf, 1980-2021 – knoema.com
Klimaflüchtlinge (tagesspiegel.de)
undp_nerm_report.pdf (spc.int)
SOEC-Indicator-27_0.pdf (sprep.org)
Nauru | Klima-Versprechen (undp.org)
solid-waste-management-nauru.pdf (adb.org)
Nauru commits to 50 percent renewable electricity by 2023 – Islands Business
49450-009-esmr-en_36.pdf (adb.org)
„Mein Land wird komplett im Wasser versinken“: Ist Tuvalu schon bald ein Staat ohne Territorium? (tagesspiegel.de)
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