Über mich

Als Geschäftsführer der Getränke Kastner GmbH habe ich im August 2019 alle Einwegplastik-Getränkeflaschen bei uns aus dem Sortiment genommen und nur noch Mehrwegflaschen angeboten. Dieser Schritt war ein wirtschaftliches Risiko, da der Einweganteil beim Verkauf von Getränken bundesweit bei weit über 50 Prozent lag. Zum anderem war er aber notwendig, da die unnötige Ressourcenverschwendung aufhören muss und wir ein vorbildliches Mehrweg System in Deutschland haben. In den vergangenen vier Jahren hat sich durch die öffentliche Aufmerksamkeit meiner Aktion unheimlich viel verändert und der Druck der Öffentlichkeit lies den Herstellern keine andere Chance als sich ins Zeug zu hängen und die Getränkeverpackungen umweltfreundlicher und ressourcenschonender zu gestalten.

Materialverlust: Einweg flächendeckend unmöglich

Einige Hersteller werben mit einem Rezyklatanteil von 100 Prozent in ihren Plastikflaschen, was ein Riesenschritt ist und dringend notwendig war, aber ein hundertprozentiger Rezyklatanteil flächendeckend ist natürlich, allein schon aufgrund des Materialverlusts von zehn bis 20 Prozent während dem Recyclingprozess, nicht möglich.


Bei dem konkreten Fall „Lidl“ liegt der Materialverlust aufgrund sehr guter Einwegsystemem wohl bei ungefähr fünf Prozent. (Redaktion)


Ein reeller rPET-Anteil kann bei 70% liegen und muss das Ziel sein. Zudem muss Einweg-PET in Mehrweg-Transportkisten (wie zum Beispiel von „Petcycle“) vertrieben werden, um unnötigen, zusätzlichen Plastikmüll wie bei Lidls Sechser-Packen zu vermeiden. Was denkt ihr, wie viel Müll jährlich durch die Plastikfolierung zusammen kommt?!

Die Zahlen in dem, von Lidl in Auftrag gegebenen Gutachten sind neu, aktuell und keiner weiß, ob sie auch wirklich richtig sind.


Es wird nämlich ein hochmodernes Einwegsystem mit einem Mehrwegsystem von vor über zehn Jahren verglichen, weil es keine aktuelleren Daten gibt. (Redaktion)


Leider hat uns hier die Politik hängen lassen und ein eigentlich zugesagtes Budget von 400.000€ zur Erstellung einer unabhängigen und neutralen Ökobilanz zum Vergleich Mehrweg- vs. Einweg-Getränkeflasche noch freigegeben.


Im ersten Halbjahr 2023 sollte die Studie erscheinen, das ist aber nicht geschehen. (Redaktion)


Keiner, weder die Einweglobby noch die Mehrweglobby will und wird das Geld in die Hand nehmen, um eine neue Öko-Bilanz zu erstellen und so wird weiterhin mit Zahlen aus 2010 gearbeitet.

Krisen schaden dem Mehrweg

Man muss ganz klar sagen, dass es nach der Corona- und Energiekrise sowie der aktuellen Wirtschaftskrise einen klaren Trend zurück zum Einweg gibt, da hier die Discounter mit Ihren Billigprodukten den Markt regieren. Aber aktuell ist für viele Menschen der Preis relevant und wir müssen uns politische Maßnahmen überlegen, wie wir Menschen eine nachhaltige Ernährung zugänglich machen können, ohne das finanzielle Einbußen in Kauf genommen werden müssen. Zum Beispiel könnte man die Mehrwertsteuer für Mehrweg auf 7 Prozent senken und die für Einweg auf 19 Prozent belassen. Schon hätten wir einen Anreiz für Menschen Mehrweg zu kaufen, anstatt alles teurer zu machen und mit Strafabgaben unerschwinglich zu machen.

Generell muss man aber sagen, dass sich beide Verpackungen deutlich verbessert haben in Bezug auf ihre Umweltbilanz: Mehrwegflaschen sind leichter geworden. Die Prozesse und deren Energieverbrauch werden stetig verbessert – Selbst der Wasserverbrauch für das Reinigen der Flaschen ist bei modernen Anlagen deutlich geringer geworden. Aber auch die Einwegflasche hat sich deutlich verbessert: Durch die Steigerung von rPET-Anteilen in der Herstellung werden deutlich weniger neue Materialen und somit weniger Ressourcen verbraucht.

In meinen Augen gehört zur Nachhaltigkeit das große Ganze und da gehört auch der soziale Aspekt dazu, es gehört der Transportweg aber auch der Weg zum Einkaufen sowie die Warenverfügbarkeit. Durch den russischen Angriffskrieg und durch die Energiekrise ist die Herstellung von Glas immens teuer geworden: Eine Glashütte in der Ukraine wurde zerstört und in Deutschland ist es kaum wirtschaftlich machbar, die Glashütten weiterzubetreiben. Das bedeutet, dass die Einwegflasche, auch auf Grund dieser Parameter, wieder an Bedeutung gewinnt. Wir müssen uns damit anfreunden, dass wir beide Verpackungen parallel in den Regalen sehen werden, um eine Warenverfügbarkeit zu haben und unsere Nah-und Grundversorgung weiterhin zu gewährleisten.

Über 100.000 fehlende LKW-Fahrer bundesweit sorgen für ein immer schwieriger werdendes Verhältnis im Warenfluss, was auch den PET-Herstellern entgegenkommt, denn wenn ich 20 Paletten Mehrweg-Glasflaschen lade führt das zu 720 Kisten auf dem LKW, bei 20 Paletten mit Petcycle-Kisten sind es 1200 Kisten, die in einen LKW passen.  Dadurch sind die Frachtkosten für Glas deutlich teurer als für Petcycle. Wenn ich 20€ pro Palette und pro Fracht bezahle, liege ich bei 0,555 € pro Kiste Mehrwegglas und bei 0,333 € pro Petcycle-Kiste.


Hinzu kommt noch das Pfandautomatensystem bei Mehrweg und die Individualisierung der Glasflasche. Auch diese fördert Einweg, denn Individualflaschen können nur an den bestimmten Hersteller zurück gegeben werden, und nicht im Pfandautomaten zurückgegeben werden. (Redaktion)


Alles in allem würde ich sagen, dass wir, auch aufgrund der Pandemie und der aktuellen Krisen, die wir weltweit haben, eine gesunde Mischung aus Mehrweg und Einweg benötigen, um die Preise stabil zu halten und die Warenverfügbarkeit zu gewährleisten.

Als Verbrauchende habt ihr immer die Möglichkeit in Ihrem lokalen Fachhandel einzukaufen, um die Wege kurz zu halten. Ihr habt immer eine große Auswahl an Mehrwegprodukten und ihr werdet auch weiterhin die Möglichkeit haben, PET-Einwegflaschen zu kaufen – Aber Einwegflaschen, die heute deutlich besser sind als 2019.

Achtet darauf, regionale Produkte zu kaufen, verzichtet auf unnötige Verpackungsmaterialien wie z.B. Folie und kauft lokal ein.
Damit macht ihr einen Riesenschritt in die richtige Richtung und helfen mit die Ressourcen zu schonen, den lokalen Fachhandel und somit auch die Nahversorgung aufrecht zu erhalten.


mit Einwilligung leicht bearbeitet vom Umwelt-Magazin

15.000 Kilometer – mit dem Rad von Deutschland nach Indien: Diese Strecke fährt Konstantin Zülske für SaveSoil. Er möchte mit der Reise ein Zeichen für den Schutz der Böden setzen und spricht in den zu durchquerenden Ländern mit den Menschen. Auch in Schulen hält er Vorträge. Aus Sarajevo (Bosnien-Herzegowina) aus spricht er in diesem Video mit uns.

Interview

Inhalt

  • Was machst du auf dem Weg nach Indien? Wie ist dein „Alltag“? – 0:25
  • Weshalb das Ganze? Wie bist du auf die Reise gekommen? – 2:44
  • Was war dein bisher schönstes Erlebnis? – 5:17
  • An wen ist deine Aktion beziehungsweise SaveSoil gerichtet? – 7:54
  • Wie gut wird sich in Deutschland für den Schutz der Böden eingesetzt? – 12:28
  • Sadghuru ist mit dem Motorrad von London nach Indien gefahren. War die Reise ein Vorbild für deine?- 17:44
  • Weshalb müssen Böden jetzt besser geschützt werden? – 19:15
  • Bündnisse, Länder, Städte unterstützen SaveSoil. Worin besteht diese Unterstützung?- 24:54

Die verlinkten Zeitangaben führen auf YouTube zu dem passenden Kapitel. Ein Artikel zu dem Thema ist voraussichtlich bis zum Ende des Jahres veröffentlicht.


Quellen

stehen im Video und zum kleinen Teil hier

Für unsere Lidl-Recherche konnten wir Kontakt aufnehmen mit dem Bundesumweltministerium, einem Mehrweg-Getränkemarkt, einem Professor für Recycling und Lidl. Deutsche Umwelthilfe und IFEU-Institut haben wir auch kontaktiert, uns wurde aber bisher nicht geantwortet. Hier könnt ihr die vollständigen Antworten lesen.

Lidl

„Die von uns eingeflossenen Daten sind von einem unabhängigen externen Institut überprüft und bestätigt worden.“ ~ Lidl


Lidl haben wir alle in unserem Artikel erwähnten Kritikpunkte geschickt. Uns wurde gleich dreimal geantwortet. Auch auf Nachfrage wurde auf keine der Inhalte unserer Mail genauer eingegangen.


„Bad Wimpfen, den 17.07.2023

Guten Tag ,

vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Kampagne „Aus Liebe zur Natur“.

Das auf dem Einwegpfandsystem beruhende Recycling von PET-Flaschen in Deutschland ist ein Musterbeispiel für funktionierende Wertstoffkreisläufe. Fast alle bepfandeten Einweggetränkeflaschen werden wieder zurückgegeben und wiederverwertet. Nur eine geringe Anzahl von Flaschen wird bspw. durch eine fehlerhafte Entsorgung (bspw. in der Wertstofftonne) nicht in den Pfandkreislauf zurückgeführt. Littering findet in Deutschland mit bepfandeten PET-Flaschen kaum statt, da auch die verbleibenden 1,5 Prozent zu einem großen Teil durch die Entsorgungssysteme eingesammelt und einer Verwertung zugeführt werden.

Weitere Informationen zu unserer Kampagne erhalten Sie unter „diekreislaufflasche.de“.

Herzliche Grüße

[Name]“


„Guten Tag [Name],

vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Kampagne „Aus Liebe zur Natur“.

Wir haben die marktüblichen Größen zur Grundlage der Berechnung gemacht: Neben der 1,5-Liter- Kreislaufflasche haben wir die 0,5-Liter-Kreislaufflasche, 1,0-Liter-PET-Mehrweg und 0,7-Liter-Glas-Mehrweg untersuchen lassen.

Die ökobilanzielle Bewertung von Verpackungen im Allgemeinen ist stark abhängig vom Verhältnis zwischen Verpackungsvolumen und abgefülltem Inhalt. Je weniger Verpackung für eine bestimmte Menge Produkt aufgewendet werden muss, umso besser ist die Ökobilanz. Dies gilt für Mehrweg- wie Einweggetränkeverpackungen gleichermaßen. Die unterschiedlichen Verpackungsgrößen lassen sich dennoch vergleichen, da die Ökobilanz immer auf die funktionelle Einheit von 1.000 Liter Füllgut normiert ist.

Wir sortieren die PET-Flaschen zunächst nach Farbe und schreddern sie dann. Anschließend werden sie zu PET-Flakes gemahlen. In dieser Form durchläuft das PET mehrere Reinigungsdurchgänge. Durch diese intensive Reinigung und die nachgelagerte Weiterverarbeitung stellen wir sicher, dass die PET-Flakes nicht nur äußerlich sauber sind, sondern auch den vorgegebenen hohen Hygiene- und Materialstandards entsprechen.

Mittlerweile haben wir ein Produktionsnetzwerk von fünf Abfüllwerken in Deutschland geschaffen, an denen wir unsere Getränke (Saskia und Freeway) in Kreislaufflaschen abfüllen. Dadurch halten wir die Fahrtwege bei der Auslieferung befüllter Flaschen im regionalen Bereich bei durchschnittlich circa 180 Kilometern. Mit dem Aufbau neuer Recycling- und Kunststoffstandorte haben wir auch die Entfernungen für die Rücktransporte der leeren Flaschen reduziert.

Das auf dem Einwegpfandsystem beruhende Recycling von PET-Flaschen in Deutschland ist ein Musterbeispiel für funktionierende Wertstoffkreisläufe. Fast alle bepfandeten Einweggetränkeflaschen werden wieder zurückgegeben und wiederverwertet. Nur eine geringe Anzahl von Flaschen wird bspw. durch eine fehlerhafte Entsorgung (bspw. in der Wertstofftonne) nicht in den Pfandkreislauf zurückgeführt. Littering findet in Deutschland mit bepfandeten PET-Flaschen kaum statt, da auch die verbleibenden 1,5 Prozent zu einem großen Teil durch die Entsorgungssysteme eingesammelt und einer Verwertung zugeführt werden.

Die Ökobilanz ist durch das ifeu durchgeführt worden. Die Daten, die herangezogenen Daten sind öffentlich zugänglich:

•    GDB Ökobilanz aus dem Jahr 2008
•    IK Ökobilanz aus dem Jahr 2010
•    UBA Texte 19/2016 Prüfung und Aktualisierung der Ökobilanzen für Getränkeverpackungen (ins. Kap 7)
•    Angaben bzgl. Rezyklateinsatz in PET-Mehrweg Flaschen hier und hier
•    Angaben zu den Umlaufhäufigkeiten und zu den Distributionsstrukturen: aus Deloitte 2013 (nicht online verfügbar)

Die von uns eingeflossenen Daten sind von einem unabhängigen externen Institut überprüft und bestätigt worden.

Ein Teil der ISO-Norm ist, dass die Berechnungen von unabhängigen Experten überprüft werden, dazu gehört auch die Prüfung der Datengrundlage. Das gewährleistet die Objektivität und Wissenschaftlichkeit der Ergebnisse.

Weitere Informationen zu unserer Kampagne erhalten Sie unter „diekreislaufflasche.de“.

Herzliche Grüße

[Name]“


Guten Tag [Name],

vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Kampagne „Aus Liebe zur Natur“.

Aufgrund seiner Langlebigkeit kann Plastik ein Problem darstellen, wenn es in die Natur gelangt. Das Pfandsystem in Deutschland verhindert das. 98,5 Prozent der Einweg-Pfandflaschen werden zurückgebracht, landen nicht in der Natur, sondern werden wiederverwendet. Wird das daraus gewonnene Rezyklat zur Herstellung neuer Flaschen verwendet, spart es viel Energie und CO2 ein, da es den Einsatz neuem PET-Material vermindert. Dadurch verbessert sich die ökologische Wirkung von PET-Einwegflaschen.

Weitere Informationen zu unserer Kampagne erhalten Sie unter „diekreislaufflasche.de“.

Herzliche Grüße

[Name]“


Bundesumweltministerium

„[B]ei der Sammlung und beim Recycling gehen oft Flaschen und Dosen oder auch Bestandteile der Flaschen und Dosen verloren. Und natürlich kostet Recycling auch viel Energie. Mehrwegflaschen dagegen können viele Male wieder neu befüllt werden.“ ~ Sprecher des BMUV


Auch das Bundesumweltministerium haben wir angeschrieben. Die Mails, die wir verschickt haben, beinhalteten alle unterschiedliche Fragen. Auf unsere Fragen wurde ausführlich geantwortet.


„Lieber [Name],

vielen Dank für die freundliche Anfrage, die ich gerne beantworte. Sie können das unten stehende Statement in Bezug auf einen Sprecher des Bundesumweltministeriums verwenden.

Das Bundesumweltministerium (BMUV) begrüßt die Bemühungen verschiedener Anbieter von Getränken, ihre Verpackungen noch ökologischer zu machen. Dabei gibt es verschiedene Ansätze. Leere Einwegflaschen und -dosen werden in Deutschland sehr gut gesammelt. Das liegt an dem Pfandsystem, das in Deutschland Pflicht ist. Durch die gute Sammlung können die Einwegflaschen und -dosen hochwertig recycelt werden. Hochwertiges Recycling bedeutet: Es ist ökologisch besonders gut, wenn die dabei entstehenden „Rezyklate“ – also das Grundmaterial, das aus den alten Flaschen entsteht – für die Herstellung neuer Flaschen und Dosen verwendet werden. So entsteht ein geschlossener Kreislauf. Allerdings muss auch in einem solchen Kreislauf immer wieder neues Material hinzugefügt werden, also z.B. Flaschen von anderen Herstellern. Denn bei der Sammlung und beim Recycling gehen oft Flaschen und Dosen oder auch Bestandteile der Flaschen und Dosen verloren. Und natürlich kostet Recycling auch viel Energie. Mehrwegflaschen dagegen können viele Male wieder neu befüllt werden. Damit wird verhindert, dass überhaupt Abfall entsteht oder dass es Materialverluste gibt. Hierbei ist es aber wichtig, dass die Mehrwegflaschen möglichst bei lokalen Unternehmen wieder befüllt und möglichst häufig wiederverwendet werden. Damit Verbraucherinnen und Verbraucher bald überall die Wahl haben, welche Verpackungsart sie verwenden möchten, hat das BMUV einen neuen Gesetzentwurf vorgelegt, der die Anbieter von Getränken dazu verpflichtet, auch Getränke in Mehrwegverpackungen anzubieten. Außerdem soll auch die Rückgabe von Mehrwegflaschen und -kästen einfacher werden. Dieser Gesetzesentwurf wird derzeit mit den anderen Ministerien beraten, bevor er im Bundeskabinett beschlossen werden kann. Anschließend beraten die Abgeordneten im Bundestag über den Gesetzesentwurf und verabschieden ihn.

Für Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung.

Viele Grüße

Christopher Stolzenberg

Pressesprecher“


Professor für Recycling

„[Lidl kann] das jetzt tatsächlich, da [Lidl] vom Flaschenhersteller über Abfüller, Handel , Rücknahme und Recycling alles in einer Hand hat.“ ~ Professor Goldmann


Ja, wir haben weiterhin Kontakt zu Professor Goldmann (TU-Clausthal), mit dem wir auch schon ein langes Interview gemacht haben. Er hat uns erst mit folgender Mail auf die Idee gebracht, über Lidl zu schreiben:


„Hallo Tim,

hallo zusammen,

mal ganz aktuell: vielleicht ist Euch die aktuelle Reklame von Lidl mit Günther Jauch über den Weg gelaufen, die damit werben, eine 100 % Recyclatquote zu erreichen. Die können das jetzt tatsächlich, da hier ein großer Handelskonzern (Lidl/Schwarz-Gruppe) einen großen Entsorger und Verwerter (Tönsmeier-Gruppe) gekauft hat (heißt jetzt PreZero) und damit vom Flaschenhersteller über Abfüller, Handel , Rücknahme und Recycling alles in einer Hand hat.

Viele Grüße

Daniel Goldmann“


Mehrweggetränkehändler

„Die Zahlen in dem, von Lidl in Auftrag gegebenen Gutachten sind neu, aktuell und keiner weiß, ob sie auch wirklich richtig sind. […] Keiner, weder die Einweglobby noch die Mehrweglobby will und wird das Geld in die Hand nehmen, um eine neue Öko-Bilanz zu erstellen und so wird weiterhin mit Zahlen aus 2010 gearbeitet.“ ~ Hans-Peter Kastner

Als wir diese Antwort bekamen, waren wir regelrecht entsetzt, wie ernst man genommen werden kann und wie nett Menschen sein können. Das Statement ist über 800 Wörter lang und an innerhalb eines halben Tages an einem Sonntag Mittag abgeschickt worden. Wir haben dieses Statement nun auch als Gastbeitrag veröffentlicht.

„[mit Einwilligung von uns leicht bearbeitet:] Als Geschäftsführer der Getränke Kastner GmbH habe ich im August 2019 alle Einwegplastik-Getränkeflaschen bei uns aus dem Sortiment genommen und nur noch Mehrwegflaschen angeboten. Dieser Schritt war ein wirtschaftliches Risiko, da der Einweganteil beim Verkauf von Getränken bundesweit bei weit über 50 Prozent lag. Zum anderem war er aber notwendig, da die unnötige Ressourcenverschwendung aufhören muss und wir ein vorbildliches Mehrweg System in Deutschland haben. In den vergangenen vier Jahren hat sich durch die öffentliche Aufmerksamkeit meiner Aktion unheimlich viel verändert und der Druck der Öffentlichkeit lies den Herstellern keine andere Chance als sich ins Zeug zu hängen und die Getränkeverpackungen umweltfreundlicher und ressourcenschonender zu gestalten.

Einige Hersteller werben mit einem Rezyklatanteil von 100 Prozent in ihren Plastikflaschen, was ein Riesenschritt ist und dringend notwendig war, aber ein hundertprozentiger Rezyklatanteil flächendeckend ist natürlich, allein schon aufgrund des Materialverlusts von zehn bis 20 Prozent während dem Recyclingprozess, nicht möglich. [Anm. d. Red.: bei dem konkreten Fall „Lidl“ liegt der Materialverlust aufgrund sehr guter Einwegsystemem wohl bei ungefähr fünf Prozent.]

Ein reeller rPET-Anteil kann bei 70% liegen und muss das Ziel sein. Zudem muss Einweg-PET in Mehrweg-Transportkisten (wie zum Beispiel von „Petcycle“) vertrieben werden, um unnötigen, zusätzlichen Plastikmüll wie bei Lidls Sechser-Packen zu vermeiden. Was denkt ihr, wie viel Müll jährlich durch die Plastikfolierung zusammen kommt?!

Die Zahlen in dem, von Lidl in Auftrag gegebenen Gutachten sind neu, aktuell und keiner weiß, ob sie auch wirklich richtig sind.


Es wird nämlich ein hochmodernes Einwegsystem mit einem Mehrwegsystem von vor über zehn Jahren verglichen, weil es keine aktuelleren Daten gibt. (Redaktion)


Leider hat uns hier die Politik hängen lassen und ein eigentlich zugesagtes Budget von 400.000€ zur Erstellung einer unabhängigen und neutralen Ökobilanz zum Vergleich Mehrweg- vs. Einweg-Getränkeflasche noch freigegeben.


Im ersten Halbjahr 2023 sollte die Studie erscheinen, das ist aber nicht geschehen. (Redaktion)


Keiner, weder die Einweglobby noch die Mehrweglobby will und wird das Geld in die Hand nehmen, um eine neue Öko-Bilanz zu erstellen und so wird weiterhin mit Zahlen aus 2010 gearbeitet.

Man muss ganz klar sagen, dass es nach der Corona- und Energiekrise sowie der aktuellen Wirtschaftskrise einen klaren Trend zurück zum Einweg gibt, da hier die Discounter mit Ihren Billigprodukten den Markt regieren. Aber aktuell ist für viele Menschen der Preis relevant und wir müssen uns politische Maßnahmen überlegen, wie wir Menschen eine nachhaltige Ernährung zugänglich machen können, ohne das finanzielle Einbußen in Kauf genommen werden müssen. Zum Beispiel könnte man die Mehrwertsteuer für Mehrweg auf 7 Prozent senken und die für Einweg auf 19 Prozent belassen. Schon hätten wir einen Anreiz für Menschen Mehrweg zu kaufen, anstatt alles teurer zu machen und mit Strafabgaben unerschwinglich zu machen.

Generell muss man aber sagen, dass sich beide Verpackungen deutlich verbessert haben in Bezug auf ihre Umweltbilanz: Mehrwegflaschen sind leichter geworden. Die Prozesse und deren Energieverbrauch werden stetig verbessert – Selbst der Wasserverbrauch für das Reinigen der Flaschen ist bei modernen Anlagen deutlich geringer geworden. Aber auch die Einwegflasche hat sich deutlich verbessert: Durch die Steigerung von rPET-Anteilen in der Herstellung werden deutlich weniger neue Materialen und somit weniger Ressourcen verbraucht.

In meinen Augen gehört zur Nachhaltigkeit das große Ganze und da gehört auch der soziale Aspekt dazu, es gehört der Transportweg aber auch der Weg zum Einkaufen sowie die Warenverfügbarkeit. Durch den russischen Angriffskrieg und durch die Energiekrise ist die Herstellung von Glas immens teuer geworden: Eine Glashütte in der Ukraine wurde zerstört und in Deutschland ist es kaum wirtschaftlich machbar, die Glashütten weiterzubetreiben. Das bedeutet, dass die Einwegflasche, auch auf Grund dieser Parameter, wieder an Bedeutung gewinnt. Wir müssen uns damit anfreunden, dass wir beide Verpackungen parallel in den Regalen sehen werden, um eine Warenverfügbarkeit zu haben und unsere Nah-und Grundversorgung weiterhin zu gewährleisten.

Über 100.000 fehlende LKW-Fahrer bundesweit sorgen für ein immer schwieriger werdendes Verhältnis im Warenfluss, was auch den PET-Herstellern entgegenkommt, denn wenn ich 20 Paletten Mehrweg-Glasflaschen lade führt das zu 720 Kisten auf dem LKW, bei 20 Paletten mit Petcycle-Kisten sind es 1200 Kisten, die in einen LKW passen.  Dadurch sind die Frachtkosten für Glas deutlich teurer als für Petcycle. Wenn ich 20€ pro Palette und pro Fracht bezahle, liege ich bei 0,555 € pro Kiste Mehrwegglas und bei 0,333 € pro Petcycle-Kiste.


Hinzu kommt noch das Pfandautomatensystem bei Mehrweg und die Individualisierung der Glasflasche. Auch diese fördert Einweg, denn Individualflaschen können nur an den bestimmten Hersteller zurück gegeben werden, und nicht im Pfandautomaten zurückgegeben werden. (Redaktion)


Alles in allem würde ich sagen, dass wir, auch aufgrund der Pandemie und der aktuellen Krisen, die wir weltweit haben, eine gesunde Mischung aus Mehrweg und Einweg benötigen, um die Preise stabil zu halten und die Warenverfügbarkeit zu gewährleisten.

Als Verbrauchende habt ihr immer die Möglichkeit in Ihrem lokalen Fachhandel einzukaufen, um die Wege kurz zu halten. Ihr habt immer eine große Auswahl an Mehrwegprodukten und ihr werdet auch weiterhin die Möglichkeit haben, PET-Einwegflaschen zu kaufen – Aber Einwegflaschen, die heute deutlich besser sind als 2019.

Achtet darauf, regionale Produkte zu kaufen, verzichtet auf unnötige Verpackungsmaterialien wie z.B. Folie und kauft lokal ein.
Damit macht ihr einen Riesenschritt in die richtige Richtung und helfen mit die Ressourcen zu schonen, den lokalen Fachhandel und somit auch die Nahversorgung aufrecht zu erhalten.

„Lidl sagt, das hier sei eine der ökologischen Flaschen – Ausgerechnet die hier: Eine Einwegflasche?!“ So fängt das Werbevideo von Lidl mit Günther Jauch an. Schritt für Schritt erklärt er in etwas weniger als vier Minuten, warum Einweg- plötzlich besser als Mehrwegflaschen sind. Ob das wirklich stimmt? Dazu äußern sich hier Bundesumweltministerium, ein Mehrweg-Getränkemarkt, Lidl selbst, ein Professor für Recycling und wir.


Für diesen Artikel haben konnten wir Kontakt aufnehmen mit dem Bundesumweltministerium, einem Mehrweg-Getränkemarkt, einem Professor für Recycling und Lidl. Deutsche Umwelthilfe und IFEU-Institut haben uns bisher nicht geantwortet.


Unterschied: Einwegflasche oder Mehrwegflasche

Was ist überhaupt eine Einwegflasche? Was ist eine Mehrwegflasche?
Mehrwegflaschen und Einwegflaschen können aus jedem typischen Material bestehen und gehören – im Normalfall – beide in den Pfandautomaten. Der große Unterschied: Beide können wiederverwendet werden. Einweg muss dafür aber jedes mal recycelt werden, Mehrweg kann bis zu 25 Mal (Glas sogar bis zu 50 Mal) wiederbefüllt werden. Dann erst muss es recycelt werden. Danach kann es wieder wiederbefüllt werden – und so weiter…

Lidl sagt…

Nach der kleinen Erklärung der Begriffe würde wohl der Großteil sagen, dass Mehrweg besser ist für die Umwelt. Recycling ist nun mal energieintensiver als Wiederbefüllen.

Schauen wir uns erstmal an, wie Lidl in ihrer 100-Millionen-Euro-Werbekampagne begründet, dass Einwegflaschen nachhaltiger seien. Erstmal werden die Flaschen klein gepresst. Dadurch wird viel Platz für den Transport gespart. Günther Jauch sagt staunend: „So passt nämlich in nur einen LKW wofür man bei Flaschen in Kästen ganze 26 LKW bräuchte, was dann natürlich auch 26 mal so viel CO₂-Verbrauch bedeutet.“ Inhaltlich macht das Sinn, grammatikalisch weniger. Dann schreddert und wäscht man die Flaschen. Letztendlich werden die ganzen Plastikteile zu neuen Flaschen verarbeitet. Diese „Flaschen“ sind aber sehr klein und sehen so aus:
„Die werden nur deshalb so klein hergestellt, damit mal wieder deutlich mehr von ihnen auf einen LKW passen.“ Günther Jauch trägt während er redet so viel von diesem sogenannten Granulat, dass er sozusagen acht Kästen Flaschen trägt. „Machen Sie mir das im richtigen Leben mal nach!“

„Mittlerweile haben wir ein Produktionsnetzwerk von fünf Abfüllwerken in Deutschland geschaffen, an denen wir unsere Getränke (Saskia und Freeway) in Kreislaufflaschen abfüllen. Dadurch halten wir die Fahrtwege bei der Auslieferung befüllter Flaschen im regionalen Bereich bei durchschnittlich circa 180 Kilometern. Mit dem Aufbau neuer Recycling- und Kunststoffstandorte haben wir auch die Entfernungen für die Rücktransporte der leeren Flaschen reduziert.“

Nun werden die Daten des IFEU-Instituts präsentiert. Das IFEU-Institut arbeitet unter anderem für das Umweltministerium und wurde von Lidl beauftragt zu errechnen, welches System besser sei. „Das IFEU-Institut hat errechnet, dass die Kreislaufflasche mindestens 20 Prozent CO₂ gegenüber dem untersuchten PET-Mehrweg einspart. Gegenüber marktüblichen Glasmehrwegflaschen wird der CO₂-Ausstoß sogar fast halbiert.“

Professor Daniel Goldmann, Professor für Recycling an der TU Clausthal, hat uns über die Glaubwürdigkeit der Werbung Folgendes geschrieben:

„Die können das jetzt tatsächlich [alles recyceln], da hier ein großer Handelskonzern (Lidl/Schwarz-Gruppe) einen großen Entsorger und Verwerter (Tönsmeier-Gruppe) gekauft hat (heißt jetzt PreZero) und damit vom Flaschenhersteller über Abfüller, Handel, Rücknahme und Recycling alles in einer Hand hat.“

Lidls Flaschen können also recycelt werden. Lidl hat angeblich wegen der Nachhaltigkeit nur Einwegflaschen im Sortiment. Ob die „Kreislaufflasche“ aber in dem Fall die nachhaltigste Variante ist, ist noch nicht geklärt.

Kritiker*innen sagen…

Recycling führt immer zu Materialverlust. Auf dem Weg zur Kreisslaufflasche gehen laut Deutscher Umwelthilfe ungefähr fünf Prozent des Materials verloren. Das muss in Fällen wie bei Lidl entweder durch Neuplastik oder durch anderes recyceltes Plastik ersetzt werden – durch recyceltes Plastik von Kaufland. Dass das, wenn alle Discounter und Supermärkte so handeln würde, nicht mehr funktionieren kann, meint auch Hans-Peter Kastner:

„[…] ein hundertprozentiger Rezyklatanteil flächendeckend ist natürlich, allein schon aufgrund des Materialverlusts […] während dem Recyclingprozess, nicht möglich. […] Ein reeller rPET-Anteil kann bei 70% liegen und muss das Ziel sein.“

Er führt den ersten Getränkemarkt in Deutschland, der nur noch Mehrwegflaschen anbietet, wurde zum Vorreiter seiner Branche und bekam viel mediale Aufmerksamkeit. Auch ein Sprecher des Bundesumweltministerium schreibt uns:

„Es ist ökologisch besonders gut, wenn die dabei entstehenden „Rezyklate“ – also das Grundmaterial, das aus den alten Flaschen entsteht – für die Herstellung neuer Flaschen und Dosen verwendet werden. So entsteht ein geschlossener Kreislauf. Allerdings muss auch in einem solchen Kreislauf immer wieder neues Material hinzugefügt werden, also z.B. Flaschen von anderen Herstellern. Denn bei der Sammlung und beim Recycling gehen oft Flaschen und Dosen oder auch Bestandteile der Flaschen und Dosen verloren. Und natürlich kostet Recycling auch viel Energie. Mehrwegflaschen dagegen können viele Male wieder neu befüllt werden. Damit wird verhindert, dass überhaupt Abfall entsteht oder dass es Materialverluste gibt.“

Das häufig vom Umweltministerium beauftragte IFEU-Institut hat – wie gesagt – gleichzeitig auch die Studie durchgeführt, die Lidl in Auftrag gegeben hat und geschrieben:

„Es ist ausdrücklich festzuhalten, dass die Ergebnisse der hochoptimierten PET-
Einweg Kreislaufflaschen nicht auf die Gesamtheit der am Markt befindlichen PET-
Einwegflaschen übertragen werden können. Insbesondere kann ein Materialein-
satz von 100 % rezykliertem PET im deutschen Markt nicht für alle Marktteilnehmer
erreicht werden.“

An dieser Studie und damit an der Arbeit des IFEU-Instituts gibt es auch einige Kritik:

„Die Zahlen in dem, von Lidl in Auftrag gegebenen Gutachten sind neu, aktuell und keiner weiß, ob sie auch wirklich richtig sind.“

sagt Hans-Peter Kastner. Auch die Deutsche Umwelthilfe hat in ihrem Faktencheck zu der „Kreislaufflasche“ geschrieben, dass in der Studie ein hochmodernes Einweg-Recyclingsystem mit einem teils zehn Jahre alten Mehrweg-Recyclingsystem verglichen werde.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass verschieden große Flaschen miteinander verglichen wurden. In dem Video mit Günther Jauch und auf der entsprechenden Internetseite wurden die jeweils handelsüblichen Flaschen im Bereich Mehrweg und Einweg genauer betrachtet: Eine 0,7-Liter-Mehrwegflasche (Glas), eine 1-Liter-Mehrwegflasche (PET) und eine 1,5-Liter-Einwegflasche (PET) wurden miteinander verglichen – Und, ja, sie wurden allesamt auf 1.000 Liter hochgerechnet und die Studie ergab, dass Einweg deutlich nachhaltiger ist. Grundsätzlich sind aber zum Beispiel durch Etiketten und Deckel die großen Flaschen beim Hochrechnen im Vorteil und nachhaltiger, denn bei beispielsweise fünf großen und zehn kleinen Flaschen benötigen die zehn kleinen Flaschen mehr umweltschädliche Deckel. Die vierte Flasche, die angeschaut wurde, von der Lidl in der Werbung aber nichts erzählt, ist aus Glas und hat ein Füllvolumen von 0,5 Litern. Im Vergleich mit der 0,7-Liter-Mehrwegflasche schneidet da tatsächlich Mehrweg besser ab! Die Größen der Flaschen scheinen also wirklich eine Auswirkung auf die CO₂-Bilanz zu haben.

Am Ende der Studie wird das auch betont: „Die 0,5 l PET-Einwegflasche zeigt gegen-
über der 1,0 l PET-Mehrwegflasche deutliche Nachteile, aber gegenüber der 0,7 l
Glas-Mehrwegfalsche tendenziell eher bessere Ergebnisse über alle Wirkungskate-
gorien hinweg. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist das unterschiedliche Füll-
volumen, das auch unterschiedliche Bedürfnisse anspricht, zu berücksichtigen.“

Wenn Lidl also auf ihrer Website also schreibt: „Die Kreislaufflasche von Lidl wird mit zwei ausgewählten Mehrwegflaschen verglichen, einer 1,0-Liter- PET-Pool-Mehrwegflasche (der Genossenschaft Deutscher Brunnen GDB) und einer 0,7-Liter-Glas- Pool-Mehrwegflasche (GDB).“ ist wäre das in der Logik zwar richtig, korrekter wäre aber, wenn sie von allen dreien schreiben würden.

Fazit

Lidls „Kreislaufflasche“ ist ein Ausnahmefall und wird sicher nicht sonderlich umweltschädlich sein. Dass sie aber eine der ökologischten Flaschen ist, kann man aber nicht mit Gewissheit sagen. Es wurden veralte mit hochmodernen, neuen Daten verglichen und Flaschen wurden einem vorbehalten. Auch, wenn Lidls Kampagne suggeriert, dass das gesamte Einwegsystem besser sei als das Mehrwegsystem: Es gibt zahlreiche Studien, die anderes besagen. Lidls Einwegystem lässt sich durch die farbigen Flaschen von Lidl, die nicht mit anderen durchsichtigen Flaschen vermischt werden können und den Materialverlust momentan nicht nachhaltig auf ganz Deutschland ausweiten. Trotzdem ist auch das Mehrwegsystem nicht immer gleich ökologisch. Es gilt: Je kürzer die Transportwege, desto besser für die Umwelt.

Quellen

Jedes Jahr von neuem fragen viele sich: Welche Farbe soll mein neuer Ordner haben? Wie soll er beschriftet werden? Wieso schreibe ich immer noch meine alte Klasse auf den Ordner?! Nicht wenige denken aber auch darüber nach, ob sie wirklich einen neuen Ordner brauchen oder ob er wirklich aus Plastik sein muss. Für diejenigen, die nachhaltigere Schulmaterialien verwenden wollen, gibt es hier kurz vor dem Schulbeginn eine Übersicht.

Klicke drauf!

Wir wollen euch die gemeinnützige Hamburger Stiftung „Lighthouse Foundation“ vorstellen, die viele meeresbezogene Projekte weltweit finanziert. Nach eigener Aussage ist der Zweck der Stiftung die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Lehre, Kultur, des Umweltgedankens und der Entwicklungshilfe im Bezug auf die Meere und Ozeane. Auf die Organisation kann jeder Mensch zugehen, der einen Idee für ein kleineres oder größeres Projekt hat, dies aber nicht aus eigener Tasche finanzieren möchte oder kann.

Die Lighthouse Foundation

So sind schon viele Projekte innerhalb der letzten 23 Jahre ermöglicht und unterstützt worden. Mit diesen Förderungen will die Lighthouse Foundation ihrer Vision für die Zukunft näherkommen: Eine gerechte Zukunft für alle Menschen auf dem blauen Planeten gewährleisten zu können.

Zum Beispiel gibt es das Fluss- und Küstenwächter Projekt, welches von Lea Stanke entwickelt wurde. Es sollte Schüler*innen bewegen, sich mit den Gewässern in ihrer Nähe auseinanderzusetzen. Außerdem wollte sie erreichen, dass die Teilnehmer auch die Bedürfnisse der Natur kennen lernen und darauf eingehen. Sie schrieb im Begleitheft:


„Viele Menschen hinterlassen auf unserem Planeten sehr viel Müll, zerstören die Wälder und vergiften die Flüsse und Meere. Das halte ich für ziemlich dumm, weil wir ohne Tiere und Pflanzen, gesunde Flüsse, Meere und Wälder, gar nicht leben können. Ein Vorbild für mich sind die Indianer, die die Natur ehren, sie kennen und mit ihr im Einklang leben. Oder das kleine Königreich in Asien, Buthan: 2/3 des Landes sind bewaldet und alles, was die Menschen tun, darf der Umwelt nicht schaden, das ist gesetzlich verboten. Jeder von Euch ist sehr wichtig. Die Welt braucht viel mehr Menschen, die Tiere und Pflanzen kennen und schützen und damit unsere Erde lebendig halten.“


Ein weiteres Beispiel wäre die weltweite „Slow Fish“-Kampagne: Auf der Internetseite der Lighthouse Foundation kann man zu diesem Thema lesen:


„Der Fisch­fang ist seit vie­len Jah­ren ein stra­te­gi­sches The­ma für Slow Food. Beim Fisch­fang, wie auch bei der Land­wirt­schaft, ist Slow Food der fes­ten Überzeugung, dass je­der Ein­zel­ne dazu bei­tra­gen kann, das der­zei­ti­ge glo­ba­li­sier­te Le­bens­mit­tel­sys­tem, das auf der in­ten­si­ven Aus­beu­tung von Res­sour­cen ba­siert, zu verändern.

Das Ent­wick­lungs­mo­dell, das wir fördern wol­len, ba­siert statt­des­sen auf der Ein­be­zie­hung al­ler lo­ka­len Ak­teu­re, der Unterstützung der Ver­bin­dung zwi­schen Land und Meer und ei­ner har­mo­ni­schen und ver­ant­wor­tungs­vol­len Nut­zung al­ler verfügbaren Res­sour­cen, ins­be­son­de­re der Mee­res­res­sour­cen, um die An­wen­dung nach­hal­ti­ger Prak­ti­ken durch die Förderung tra­di­tio­nel­ler Tech­ni­ken, die die Gleich­ge­wich­te der Öko­sys­te­me re­spek­tie­ren, zu gewährleisten.“


In unserem Interview mit dem Pressesprecher der Lighthouse Foundation, Jörg Grabo, könnt ihr noch viel mehr über diese Stiftung erfahren.

Das Interview

Am 14. Mai 2023 hat Kiel gewählt und nach einiger Zeit stand fest: Die Grünen Kiel und die SPD Kiel streben eine Kooperation an. „Kooperieren“ (Kommunalebene) meint sozusagen „Koalieren“ (Bundesebene).  Auf dieser Seite könnt ihr euch einen Überblick über die Ziele im Sondierungsvertrag zwischen beiden Parteien, der Grundlage für Kooperationsgespräche, verschaffen.

Ecosia in Kiel!

Allgemeines

  • Kiel soll bis 2035 statt zuvor bis 2050 klimaneutral sein. Die Maßnahmen der beiden Aktionspläne „Kiel – klimaneutral bis 2035?!„und „Masterplan 100 % Klimaschutz für die Landeshauptstadt Kiel“ sollen so weit wie möglich in der jetzigen Wahlperiode umgesetzt werden
  • Die bisherigen Maßnahmen der Stadt Kiel sollen auf ausreichende Wirkungen geprüft werden
  • Es soll ein neues Dezernat für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität inklusive der Stabsstelle „Stadtbahn“ eingerichtet werden

Gewerbe und Bauen

  • Alle Neubauten sollen klimaneutral sein und möglichst klimagerecht errichtet werden
  • Bei Vergabe von Flächen für Gewerbe und Industrie sollen sozial- und umweltverträgliche Aspekte eine Rolle spielen

Digitalisierung

  • „Es sollen ein Energiemonitoring der städtischen IT (Green IT) eingeführt und
    Nachhaltigkeitskriterien für Hardwareausschreibungen entwickelt werden“

Mobilität

  • Die Stadtbahn (Straßenbahn) soll konsequent weitergeplant werden
  • Es wird angestrebt, die Stadtbahn mit dem Rendsburg-Eckernförderer, Plöner und Neumünsteraner S-Bahn-Netz zu verbinden
  • Öffentlicher Nahverkehr soll preiswerter werden
  • Ein Sozialticket und 360-Euro-Ticket sollen eingeführt werden
  • Bis 2035 sollen in Kiel 40 Prozent weniger Kilometer mit dem Auto gefahren werden
  • SPD und Grüne seien offen gegenüber einer autofreien Kiellinie. Es werde auf die Ergebnisse eines Planungsverfahrens gewartet.
  • Autofreie Bereiche in der Innenstadt sollen ausgeweitet werden
  • Es sollen Null-Emissionszonen für Lieferverkehr eingeführt werden
  • Das Konzeptpapier „Ruhender Verkehr soll umgesetzt werden
  • Parkplätze sollen, wenn Bedarf besteht, ausgeweitet werden.
  • Der Wilhelmsplatz soll zu einer Begegnungsfläche umgestaltet werden
  • Grüne und SPD sind gegen den Bau von der Südspange und Ostring II.
  • „Die B404 werden wir vierspurig auf Kieler Stadtgebiet ausbauen, wenn der Bund die Finanzierung dafür übernimmt“

Ostsee

  • Naturräume an der Förde sollen möglichst natürlich gestaltet werden“
  • „Das Meeresvisualisierungszentrum wollen wir als Umweltbildungs- und
    touristischen Anlaufpunkt klimaneutral planen und umsetzen.“

Versiegelung

  • Die Versiegelung soll „stark“ reduziert werden
  • Für jede neu versiegelte Fläche soll eine andere gleich große entsiegelt werden.

Mitbestimmung

  • Gesellschaftsräte unter anderem für Klimaschutz sollen eingeführt werden

Quellen

Sondierungsvertrag zwischen Grünen und SPD (beide Kiel)

Seit Anfang des Jahres haben wir versucht durchzusetzen, dass Ecosia an den Kieler Schulen als Standardsuchmaschine voreingestellt wird. Nun haben wir es fast geschafft! Über den aktuellen Stand informieren wir euch ab hier.

Gleich zum Ende? Klickt hier.

Der Antrag an Oberbürgermeister Ulf Kämpfer zum Nachlesen

3. 11. 2022

Schon seit Längerem beschäftigen wir uns mit »Ecosia, und bei den Recherchen für den »Ecosia-Artikel haben wir uns irgendwann gefragt, weshalb wir an unserer Schule noch Google nutzen. Die Zeiten müssten darüber hinweg sein, dachten wir und schrieben einen Antrag an unseren Schulleiter, die Schule könne doch vielleicht Ecosia als Standard nutzen und nicht mehr Google.

Nach einiger Zeit bekamen wir die Antwort, dass die Stadt Kiel die digitalen Endgeräte betreut und entsprechend verantwortlich wäre.

8. 12. 2022

Wenn das nur die Stadt Kiel machen kann, ist das noch besser – dann kann gleich jede Schule in Kiel die ökologischere Suchmaschine voreingestellt bekommen. Das wäre auch für das Image der Stadt gut. Nachdem uns auch beim »MINT-Treffen von der dortigen Vertreterin des Bildungministeriums SH dazu geraten wurde, schickten wir an den Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) unseren leicht abgeänderten Antrag. Um Missverständnissen vorzubeugen, haben wir in die Mail klar geschrieben:

„Mit dem Antrag im Anhang wollen wir erreichen, dass gleich in allen Schulen Kiels Ecosia als Standardsuchmaschine eingestellt ist und […] zusätzlich zur Einstellung von Ecosia die Möglichkeit, Google zu wählen, weiter nach hinten rückt.“

Am 16. 12. 2022 bekamen wir vom Büro von Ulf Kämpfer die Antwort. Das Engagement fänden sie klasse, und der Antrag wurde an die zuständigen Mitarbeiter*innen weitergeleitet, um den Antrag zu besprechen. Im Mailverlauf, über den unsere Mail an die zuständigen Personen weitergeleitet wurde, wurde geschrieben, dass das eine wunderbare Idee sei – das hat uns sehr gefreut!

7. 01. 2023

Wir als einzelne Schul-AG wirken nicht so, als stünden wir für alle Schulen in Kiel. Weil wir Schüler*innen aus der SV der Humboldt-Schule kennen, haben wir ihnen von unserem Plan erzählt und sie gefragt, ob sie nicht auch den Antrag in ihrem Namen an die Stadt schicken wollen. Nach genau einer Stunde und 20 Minuten war der Antrag abgeschickt.

„Wir sind als SV der Humboldt-Schule aber natürlich auch ganz Deiner/Eurer Meinung, dass Ecosia definitiv die bessere Wahl [ist]. Ich werde das heute noch an alle weiterleiten und dann jetzt sofort die E-Mail an Herrn Kämpfer vorbereiten.“

26. 01. 2023

Nachdem wir längere Zeit nichts von der Stadt Kiel gehört hatten, haben wir noch einmal nachgefragt, ob es denn auf absehbare Zeit möglich sei, zumindest schon einmal als EBG Ecosia voreingestellt zu bekommen. Von der Humboldt-Schule hatten wir nämlich mittlerweile gehört, dass sie ein „Ticket“ für Ecosia von der Stadt bekommen hätten. Daraufhin wurde dort Ecosia als Standardsuchmaschine auf den PCs eingestellt – auf den Tablets aber nicht, weil das nur die Stadt machen könne und die Humboldt-Schule dafür keine Berechtigung habe. Ähnlich hat uns das auch der IT-Beauftragte unserer Schule erklärt.

Am 1. 02. 2023 wurde uns dann von der Stadt Kiel geantwortet. Die IT-Abteilung werde uns kontaktieren.

15. 02. 2023

Inzwischen wurden wir zu einer Sitzung des Jungen Rates Kiel eingeladen, um über unsere AG zu sprechen. Letztendlich war das Ergebnis der Sitzung, dass alle anwesenden Mitglieder*innen dafür sind, einen entsprechenden Antrag in Bezug auf Ecosia an die Fraktionen im Kieler Rathaus zu schreiben. In den Folgewochen war sich der Junge Rat dann doch nicht mehr sicher, ob so ein Antrag sinnvoll ist, weil wir noch nicht klar gesagt bekommen haben, ob es überhaupt möglich ist, Tablets an den Schulen auf Ecosia umgestellt zu bekommen. Aus unserer Sicht stellt sich die Frage nicht: Auch Google muss ja irgendwann einmal eingestellt worden sein und Apps lassen sich zumindest technisch gesehen herunterladen.

Mitte März – Mitte April 2023

Seitdem gab es mehrere Nachfragen von unserer Seite aus, aber der Erfolg ist bisher auf unsere und einige andere Schulen beschränkt. Aus unserer Sicht, wäre ein Nachbessern der Stadt wichtig.

14. 05. 2023

An dem Tag war Kommunalwahl und in Kiel haben die Grünen die meisten Stimmen erhalten – folglich haben die Grünen nun die meisten Sitze im Rathaus.

Da im Wahlprogramm der Kieler Grünen viele Forderungen nach mehr Nachhaltigkeit stehen, habe ich mich an den Digitalisierungsbeauftragten der Kieler Grünen gewendet und von der Ecosia-Geschichte erzählt mit der Bitte, dass sich die Fraktion für Ecosia an Schulen einsetzt. Ich wurde eingeladen, zu einer Sitzung der entsprechenden Arbeitsgemeinschaft zu kommen. Einen offiziellen Termin dafür gibt es noch nicht.

Juni 2023

Dann kamen innerhalb von einer Woche zwei Überraschungen. Ich bekam das Sondierungspapier der Kieler Grünen und Kieler SPD zugeschickt, in dem steht:

„Es sollen ein Energiemonitoring der städtischen IT (Green IT) eingeführt und Nachhaltigkeitskriterien für Hardwareausschreibungen entwickelt werden“

Also soll die „städtische IT“ auf Energieverbrauch überprüft werden und es sollen Kriterien eingeführt werden, die die Umweltbilanz von Programmen im Blick haben! Das heißt zwar nicht zwingend, dass Ecosia vorinstalliert wird, aber eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht dabei schon. Das Treffen bei den Grünen steht noch an.

Bisher wussten wir nicht so recht, ob der Junge Rat noch den Antrag bezüglich Ecosia abgeschickt hat. Nun haben wir herausgefunden: Der Antrag wird der Ratsversammlung vorgestellt!

die Kieler Ratsversammlung

13. Juli 2023

An dem Tag war die Ratsversammlung, in der über Ecosia diskutiert wurde. Die AfD hatte noch im Vorfeld einen Änderungsantrag geschrieben:  Es solle frei wählbar sein, ob man die dann voreingestellte Suchmaschine Ecosia voreingestellt lässt oder, ob man sie umändern möchte – und zwar aus Gründen des Umweltschutzes! Laut AfD Kiel würde es zu viele Ressourcen verbrauchen, jedes Mal auf Ecosia zu gehen, um dort nach der präferierten Suchmaschine zu suchen, um dann mit dieser weiter  zu recherchieren. Ob da die AfD bedacht hat, dass man durch Ecosia klimapositiv sucht und man einfach nur  ins Suchfeld „#g“ (=>Google) oder „#b“ (=>Bing) oder …, … eingeben muss, wissen wir nicht.

Dann hielten Luisa Galli und Lovis Eichhorn vom Jungen Rat ihre großartige Rede zum Thema Ecosia, die wir gespannt per Livestream verfolgten.

Anschließend äußerten sich Grüne, SPD und CDU zu dem Antrag.

„Die Idee von Ecosia und die Idee dieses Antrags ist eine tolle. […] finden [wir] den Antrag gut und wollen ihn unterstützen. […] Wir werden hier nochmal auf den Jungen Rat und alle Unterstützer*innen des Antrags zugehen.“ ~ Sven Krumbeck, Kieler Grüne

Sven Krumbeck war derjenige, zu dem wir schon Kontakt hatten. Er sah als einziges Problem, dass nicht alle Geräte von der städtischen IT zentral verwaltet werden und es schwer möglich sei, alle Geräte einzusammeln und dann wieder auszugeben. Wenn einige wenige Endgeräte nicht umgestellt werden würden, würden wir das verkraften, aber zumindest die Schulen sollten unserer Meinung nach Ecosia voreingestellt bekommen.

„Wir finden diesen Antrag super. […] Insgesamt ein super Antrag und ich bin immer glücklich, wenn so gute Anträge aus dem Jungen Rat kommen.“ ~ Volkhard Hanns, Kieler SPD

Die Kieler SPD unterstützt also auch den Antrag, sehen aber datenschutzrechtliche Probleme. Herr Hanns fände es, so sagte er in seiner Rede, sehr interessant, was der Junge Rat zum Datenschutz gesagt habe, weil die SPD nämlich genau das Gegenteil gehört habe. Wir verstehen nicht so recht, auf was für Probleme dort angespielt wird, denn Ecosia gilt als sehr gut in Sachen Datenschutz. Das kann man auch hier nachlesen.

„Aber grundsätzlich finden wir das eine gute Idee und danken dem Jungen Rat für diesen Vorstoß“ ~ Constanze Prange, CDU Kiel

Auch die CDU bemängelt den Datenschutz von Ecosia.

Alle drei Parteien, die sich äußerten, waren aber dafür, grundsätzlich die Forderungen des Antrags zu erfüllen.

Es wurde dann einstimmig dafür abgestimmt, dass das Anliegen in dem Ausschuss für Wirtschaft und Digitalisierung weiter konkretisiert wird und die AfD thematisierte ihren Änderungsantrag nicht weiter!

Ganz großen Dank an den Jungen Rat für die Umsetzung unseres Anliegens und Sven Krumbeck von den Grünen für die Einladung in den AK Digitales! Wir danken auch dem Beirat für Senior*innen und dem für Menschen mit Behinderungen, die den Ecosia-Antrag unterstützen. Wir waren wirklich überrascht von der Ratsversammlung, wie einig sie sich bei dem Thema waren. Das hat uns riesig gefreut. Besonders dankbar sind wir Jan Dobruschkin, der uns zum Jungen Rat eingeladen hat und Luisa Galli sowie Lovis Eichhorn, die den Antrag vorgestellt haben.

Euer Umwelt-Magazin

Bilder der Kieler Wahlergebnisse: (farblich leicht bearbeitet) https://www.wahlen-sh.de/kreiswahlen_kreisfreie_stadt_01002.html – © Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein, Hamburg 2023

Digitalisierung wird heutzutage kaum mehr kritisch hinterfragt und weltweit wachsen die Tech-Giganten immer mehr. Es entstehen Dienste wie ChatGPT und es gibt seit einiger Zeit das Modell der „Tablet-Klassen“. Viele argumentieren bei dem Thema Digitalisierung auch mit der energiefressenden Produktion von Papier. Doch wie nachhaltig ist „Digitalisierung“ wirklich und wie könnt ihr mit ihren Möglichkeiten besser umgehen?

Vorab ein kurzer Denkanstoß, um das Gesamtproblem zu verstehen:

Ist es nachhaltiger, ein Textdokument digital zu lesen oder auf Papier stehen zu haben und zu lesen? Während dem Lesen auf dem Computer wird durchgehend CO₂ ausgestoßen und Energie verbraucht, bei Papier nicht. Zusätzlich werden durch die Herstellung des Computers viele andere Ressourcen verwendet. Dafür ist die Papierherstellung sehr umweltschädlich und verbraucht viel Energie.

Digital ist nicht gleich nachhaltig!

Was von beidem besser ist, kommt auf die Situation an. Schauen wir uns das mal anhand einer Zeitung an.

Zeitung

Wenn ihr weniger als eine halbe Stunde am Tag Zeitung lest und euch lieber Überschriften anschaut, wäre es nachhaltiger, das online zu erledigen. Wer aber lieber Artikel und Berichte liest und über 30 Minuten am Tag in der Zeitung blättert, sollte das auch weiterhin tun, denn beim Lesen einer gedruckten Zeitung werden nicht weiter Emissionen ausgestoßen.

Nicht wenige Menschen suchen nach den wichtigsten Nachrichten des Tages mit einer Suchmaschine, klar. Die meisten von ihnen wissen wahrscheinlich nicht, dass es auch bei der Suchmaschine einige Möglichkeiten gibt, nachhaltiger zu handeln.

Mehr als eine halbe Stunde Zeitung lesen ist besser, als mehr als eine halbe Stunde Online-Nachrichten lesen

Suchmaschine

Ecosia – Die ökologische Suchmaschine
Interview mit Eco-so-lo-Gründer

Die bekannteste Suchmaschine ist wohl Google. Über 90 Prozent der Deutschen nutzen Google. Nachhaltig ist der Konzern aber nicht unbedingt: 510,49kg CO₂ werden sekündlich ausgestoßen – 23 Bäume müssten pro Sekunde Auf-Google-Sein gepflanzt werden. Google unterstützt außerdem mehrere Gruppen, die sich dafür einsetzen zu verbreiten, dass die Klimakrise als nicht belegt gilt. Es gab zahlreiche Fälle, bei denen vermeintliche Wissenschaftler*innen im US-Fernsehen die Klimakrise leugneten.

Die Unterstützung folgender Institute ist unter anderem bekannt geworden:

  • Cato Institute
  • Competitive Enterprise Institute (CEI)
  • U.S. Chamber of Commerce

Das U.S. Chamber of Commerce unterstützt übrigens öffentlich Donald Trump, woraufhin Apple bei dieser sogenannten Denkfabrik ausgetreten ist.


Joana Moll ist eine Forscherin und Künstlerin aus Barcelona und hat einige Projekte zum Thema Energieverbauch und Umweltschädlichkeit von Internet gemacht – u. A.: Wie viel CO₂ stößt Auf-Google-Sein aus? Dort wird angezeigt, wieviel CO₂ man verbuchen würde, wenn die Website Google wäre. Auf der Projektseite von „DEFOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOREST“ wird gezeigt, wieviele Bäume pro Zeit gepflanzt werden müssten, um die Umweltschäden von Google wieder „gutzumachen“. Ein weiteres Projekt, „The Hidden Life of an Amazon User“ verdeutlicht auf umgerechnet fast 9.000 DIN-A4-Seiten, was im Hintergrund passiert, wenn man auf Amazon nach einem Buch von Jeff Bezos sucht.


Ecosia ist so eher nicht. Durch Baumpflanzungen und die Unterstützung von Solaranlagen ist Ecosia klimapositiv. Ihre Einnahmen und Ausgaben werden hier auf ihrer Website veröffentlicht und sind also sehr transparent. Ein Großteil ihrer Einnahmen werden an mal größere, mal kleinere Baumpflanzorganisationen aus vielen Ländern weitergereicht. Hier ein Überblick von Ecosia über aktuelle Partnerorganisationen in den Ländern. Das „Baumpflanz-Team“ von Ecosia schaut manchmal bei den Pflanzorten vorbei, um über den Stand der Dinge informiert zu werden, also darüber,wie viele Bäume gepflanzt wurden. Es wird außerdem streng darauf geachtet, dass keine Monukulturen entstehen, sondern die Bäume richtig gepflanzt werden. Bei FridaysForFuture ist das Ecosia-Team auch manchmal als Redner zu Gast und der Gründer von Ecosia hat sich enteignet und mit Hilfe der Purpose-Stiftung dafür gesorgt, dass es auch rechtlich unmöglich ist, den Unternehmens-zielen nicht mehr treu zu sein. Übrigens: Ecosia nutzt die Suchalgorythmen von Microsoft Bing. Wenn ihr mal etwas nicht finden solltet, könnt ihr „#g“ eingeben, dann werdet ihr zu Google weitergeleitet. Einige Konzerne wie RWE markiert Ecosia übrigens mit einem schmutzigen Kohlekraftwerk und andere dagegen mit einem grünen Blatt. Große Unternehmen wie Netflix, Amazon, Twitter oder Meta werden in Zusammenarbeit mit der TU Berlin auf ihre Nachhaltigkeitsberichte hin bewertet. Die jeweilige Note (A-F) steht klein neben dem Suchergebnis. Schaut euch gerne mal die Youtube-Videos (Eng.) von Ecosia an oder durchstöbert deren Blog, um weitere Informationen zu erhalten.

Es ist keine Suchmaschine wie Ecosia, Google oder Bing, sondern eine, die ausschließlich nachhaltige Alternativen anzeigt: Eco-so-lo. Dort können sich Unternehmen eintragen oder werden eingetragen, die nachhaltiger sind als andere. Anhand von drei Kritikerien werden sie bewertet: Ökologie, wie sozial das Unternehmen agiert und Lokalität. In einem Interview haben wir mit dem Gründer von Eco-so-lo, Roland Stiegler, gesprochen. Schaut mal rein!

Probiert doch mal aus, ob Ecosia und Eco-so-lo eine Alternative sind!

Streaming

Ergebnisse einer Studie von Greenpeace, A ist sehr gut, F sehr schlecht.

Musikdienst Note Videodienst Note
iTunes A YouTube A
Spotify D Amazon Prime C
Soundcloud F Netflix D

 

 

Wenn ihr die Möglichkeit habt, wechselt doch auf iTunes beziehungsweise YouTube. Doch das heißt ausdrücklich nicht, dass ihr jetzt immer Musikvideos anschauen, statt -audios hören sollt, weil scheinbar die Videodienste im Durchschnitt besser sind. Denn: Ein Musikvideo zu hören, ist so schädlich für die Umwelt, wie den gleichen Song 33 Mal als Audio zu hören! Insgesamt verbrauchen Videodienste mit 300 Millionen Tonnen CO₂e so viele Emissionen wie Spanien in der gleichen Zeit.

Verwendet eher Audio als Video!

Diese Zahlen sind jetzt einige von vielen; das Ganze variiert extrem. Ein Glasfaseranschluss sorgt für gerade Mal zwei Gramm CO₂e, 3G dagegen für 90 Gramm. Und auch die Qualität des Videos kann sehr viel ausmachen. Während vier Stunden HD-Qualität pro Tag einen durchschnittlichen CO₂e-Ausstoß von 53kg ergeben, verbraucht die Standardqualität (1024×576 Px) nur 2,5kg CO₂e.

Glasfaser und Standardqualität sind die beste Mischung.

Auch mit der Umweltschädlichkeit von Videos hat die Nutzung von Videokonferenzen zu tun.

Videokonferenz

Eine einstündige Videokonferenz verbraucht (variierend) 55g CO₂e. Das ist so viel, als würdet ihr 260 Meter Auto fahren.

Solltet ihr 15 Videokonferenzen in der Woche besuchen und wäre das jetzt auf einen Monat berechnet, würdet ihr 9,4kg CO₂e ausstoßen.

Solltet ihr 15 Videokonferenzen, alle ohne Kamera, in der Woche besuchen und wäre das jetzt auf einen Monat berechnet, würdet ihr gerade mal 377g CO₂e erzeugen!

Wenn nicht unbedingt nötig, die Kamera ausstellen!

Crewdle ist ein nachhaltigerer Videokonferenz-Anbieter aus Kanada. Durch ein sogenanntes Peer-to-Peer-System, wird es ermöglicht, keine Server zu nutzen; dadurch ist Crewdle besonders umweltschonend. Server verbauchen viel Energie, geben unfassbar viel Wärme ab. Sie sind der Hauptgrund für die Umweltschädlichkeit von Websites.

Eine einstündige Videokonferenz verbraucht nicht (var.) 55g CO₂, aber bei Crewdle nicht: Es wurden laut Crewdle (bis zum 4.10.2022) 45,555kg CO₂e, 41,414 Liter Wasser und 64,191kWh Strom gespart.

Weitere Informationen zu dem Thema „Crewdle“ folgen

Cloud

Glaubt man der IT-Branche, stehen wir noch am Anfang der Cloud-Entwicklung. Pro Terrabyte Daten, die ein Jahr in der Cloud gespeichert werden können, werden 105-153kg CO₂ ausgestoßen. Externe Festplatten sind viel nachhaltiger als Cloudlösungen.

Nutzt, wenn möglich, externe Festplatten statt Clouds

Stand-By

Schaltet Geräte auf Stand-By. Ihr spart bei fünf Geräten mit 10 Watt Stand-By-Leistung jährlich 100 Euro und 220kg CO₂ ein!

Bildschirmhelligkeit

Euren Energieverbrauch könnt ihr auch senken, indem ihr die Helligkeit eurer Geräte herunterschaltet.

Handykauf

Kauft nicht jedes Jahr neue Handys. 60 Prozent der 122 Megatonnen CO₂, die ein Handy ausstößt, gehen auf die Produktion!

Akku

Ladet Akkus nur bis auf 80 Prozent auf und informiert euch über Apps, die das kontrollieren können! Durch ein 100prozentiges Aufladen verkürzt sich die Lebenszeit der Akkus erheblich.

Email

Eine Email verursacht um die 10g CO₂ – ungefähr so viel wie eine Plastiktüte. Es gibt einige Anbieter, die auf Nachhaltigkeit setzen. Schaut euch dazu gerne den Artikel auf utopia.de an. Dort werden unter anderem Posteo, Mailbox und Tutanota (nutzen wir übrigens) empfohlen.

Perpektive

Nicht wenige Zahlen und Studien kommen aus den Jahren 2010 – 2018. Man könnte meinen, die Zahlen wären nicht mehr aktuell, weil die IT-Branche effizienter und nachhaltiger geworden ist. Das stimmt nicht. Von Jahr zu Jahr wird das Internet größer und die neuen Technologien überschlagen sich. Der Strombedarf in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt – von 5,8 auf zehn Milliarden Kilowattstunden. Wegen des dortigen Internetknotenpunktes gibt es in Frankfurt am Main die größte Ballung von Rechenzentren. Jedes einzelne Rechenzentrum hat den Stromverbauch einer Kleinstadt. Zusammen macht der Stromverbrauch dieser Rechenzentren ein Viertel des Gesamtstromverbrauchs der Stadt aus – und bis 2025 soll der Stromverbrauch des Rhein-Main-Gebietes auf vier Milliarden Kilowattstunden jährlich steigen – viermal so viel wie im Jahr 2017.

Schaut euch bitte diese Grafik an. Sie zeigt, wieviel Strom für bestimmte Bereiche in der IT-Branche in den Jahren 2010 und 2020 nötig waren, und stehen für sich.

Mit freundlicher Genehmigung von MDR Wissen

Quellen