Bücher und Umweltschutz – Wie hängt das zusammen?

Können Bücher etwas zum Klimaschutz beitragen? Mit dieser Fragestellung sind wir zum Fachtag Schulbibliotheken SH nach Mölln gefahren und hoffen, in diesem Artikel zusammen mit Susanne Brandt mindestens eine Teilantwort formuliert zu haben. Susanne Brandt ist bei der Büchereizentrale Schleswig-Holstein für BNE-Projekte („Bildung für nachhaltige Entwicklung“) zuständig.

Meinung | Dass die Klimakrise etwas Schlimmes ist, hätte ich nie bestreitet, aber durch „Klima- und Umweltschutz“ von Anja Reumschüssel ist mir die Dramatik wirklich bewusst geworden. Das Buch ist sehr sachlich geschrieben, nur am Anfang und am Ende wird eine Utopie beziehungsweise Dystopie der zukünftigen Welt beschrieben.

Emotionen und Gefühle nicht nur in der Politik

Die Fakten sind in dem Buch zwar das, was inhaltlich überzeugt, aber durch Anfang und Ende taucht man in das dystopisch oder utopisch dargestellte Leben der Zukunft ein. Man vertieft sich und sitzt nicht mehr in einem gemütlichen Sessel, sondern in einem Land mit Krieg, Hunger und kaputter Wirtschaft. Man stellt sich das Leben dort vor und kann mindestens so gut wie durch Studien die Dramatik verstehen – durch Miterleben. Jedes Fantasy-Buch basiert auf diesem Miterleben. Deshalb, weil diese Art von Büchern mitreißend ist, ist sie sehr beliebt. Liebesromane sind so geschrieben, dass manche vor Mitleid oder vor Rührung weinen. Hochwertigere und historische Bücher wie Oliver Twist schildern eindrucksvoll, wie es Menschen früher ergangen ist. Man fühlt sich mit Oliver Twist verbunden. Sachbücher sind auch großartig, keine Frage, aber berühren tun die meisten Menschen Bücher zum darin-Versinken.

Bei Thema Klimawandel spielen ganz stark Emotionen und Gefühle eine Rolle. Populistische Reden gegen Klimaschutz emotionalisieren Menschen. Populist*innen bieten einfache „Lösungen“ für große Probleme an. Diese „Lösungen“ werden so emotional vorgetragen, dass es die Menschen mitreißt. Genau da können Bücher ansetzen und einen Gegenpol bilden. Sie können Menschen zum Umdenken bewegen durch Geschichten, die durch Mitleid oder eben Rührung überzeugen. Filme können das auch, aber man muss sich weniger dabei denken. Sie sind in einem bestimmten Tempo geschnitten und man kann sich weniger Zeit lassen. Man denkt vielleicht auch weniger dabei mit. Es ist schwerer, eigene Schlüsse während eines Films, eigene Gedanken in die Handlung einzugliedern. Bei Filmen ist genau vorgegeben, wie was in der Handlung aussieht. Vielleicht entsteht dadurch nicht so ein starker Bezug zum realen Leben eines Einzelnen.

Susanne Brandt: „Vorstellungskraft anregen“

Wir haben Susanne Brandt drei Fragen stellen können, unter anderem, warum Bücher etwas zur Bekämpfung Klimakrise beitragen können.



„Es ist leider nicht so leicht, dass ein Buch gleich diesen Effekt hat, aber Bücher können die Vorstellungskraft anregen. Das heißt, sie können dazu anregen, dass wir uns eine Vorstellung davon machen, was wir erreichen möchten. Und sie können Mut machen und sie können Visionen wecken… Alles das braucht man, um dann in einem anderen Bereich, im politischen Bereich, oder im Umweltschutz, oder … wo immer man sich dann engagieren möchte, zu wissen, wo man hin will. Da sind Bücher, glaube ich, gute Möglichkeiten, um diese Motivation aufrecht zu erhalten.“ ~ Susanne Brandt

Bücher werden auch gelesen, weil einem die Autor*innen gefallen, weil man sie geschenkt bekommt, oder weil man die Handlung anders erwartet hat. Das sind weitere Vorteile, denn durch Bücher kann eine Person unbewusst und theoretisch auch ungewollt den Horizont erweitern und aus der eigenen Blase heraustreten.

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